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Archiv-Artikel

Erster Blick ins Schloss

AUSSTELLUNG Im Alten Museum wird das Konzept des Humboldt-Forums präsentiert. Der Anspruch: nichts weniger als die gesamte Welt darstellen

Es soll das größte Kulturprojekt Deutschlands der nächsten Jahre werden: Das Humboldt-Forum im wiederaufgebauten Berliner Stadtschloss möchte nicht weniger bieten als einen „neuen Blick auf die Welt“. Mit Masken und Münzen aus Afrika, Asien und Amerika, Muscheln und Mikroskopen der Humboldt-Universität oder Dokumenten der Landesbibliothek soll bis 2014 ein Schaufenster für Kunst, Wissenschaft und Kultur entstehen, wie am Mittwoch die Vertreter der drei beteiligten Institutionen betonten. Einen ersten Geschmack bietet eine „Werkstattausstellung“, die Bundespräsident Horst Köhler am Mittwochabend eröffnete.

„Anders zur Welt kommen“ – so lautet das Leitthema der Schau, die bis zum 17. Januar 2010 im Alten Museum am Berliner Lustgarten zu sehen ist. Sie stützt sich auf die Berliner Sammlungen, die im Geist von Alexander und Wilhelm von Humboldt, Gottfried Wilhelm Leibniz und Adolf Bastian über Jahrhunderte entstanden. „Die gesamte Welt in einem Werk darstellen“ – so beschreibt der Berliner Museumschef Michael Eissenhauer den roten Faden durch die Ausstellung. Durch fünf Räume führt der Rundgang: von der einstigen Königlichen Kunstkammer im Schloss über die Ethnologischen Sammlungen bis zum Flug über die Kontinente. Hier werden Themen wie Migration, Austausch und Macht mit Objekten dargestellt. So wird etwa am Beispiel der Burka der Konflikt um den Islam nachgezeichnet. Kriegsmasken und Kronen, Schiffsmodelle und Goldfiguren – „ein Besucher aus Lagos, Seoul oder Brasilia soll sich hier wieder finden“, wie Hermann Parzinger, Präsident der Stiftung Preußischer Kulturbesitz, sagte. Dass iPhone und Laptop längst überall zum Alltag gehören, bleibt bei dieser Kulturbegegnung unberücksichtigt. Die Präsentation erinnert eher an ein traditionelles Volkskundemuseum.

Das Humboldt-Forum ist das Ergebnis einer langjährigen Debatte über Sinn und Zweck einer Schlosskopie in der Mitte Berlins. Nach fast 20 Jahren Diskussionen hatte eine Jury Ende 2008 dem Architekten Franco Stella den Zuschlag für den Bau gegeben. Der Italiener hatte sich an die Vorgaben des Bundestages gehalten und einen Entwurf mit dem originalgetreuen Nachbau der Barockfassaden des einstigen Hohenzollernschlosses vorgelegt. (dpa)