: Hautnah bei der Befreiung dabei
Als am 6. März 1945 die US-Armee in Köln einmarschierte, war ein Filmteam immer mit dabei. Die teilweise spektakulären Bilder von der Befreiung hat der Journalist Hermann Rheindorf auf einer DVD „1945 – Kriegsende in Köln“ zusammengestellt
VON DIRK ECKERT
Es ist früher Nachmittag, 6. März 1945. Amerikanische Truppen rücken Richtung Dom vor. Am Morgen hatte es noch letzte Gefechte mit deutschen Soldaten am Ring gegeben, Granat-, MG- und Artilleriefeuer tönte durch die Straßen des zerbombten Köln. Doch nun ist größerer Widerstand nicht mehr zu erwarten: Die deutsche Wehrmacht hat sich mit ihren schweren Waffen auf die andere Rheinseite zurückgezogen und die letzte verbliebene Rheinbrücke, die Hohenzollernbrücke, gesprengt.
Da passiert es. Ein einzelner deutscher Panzer steht an der Ecke Kommödienstraße/Marzellenstraße und feuert. Ein amerikanischer Panzer wird getroffen. Einem Soldaten gelingt es noch, mit nunmehr einem Bein aus dem brennenden Panzer zu klettern – überleben wird er nicht. Insgesamt sind drei Tote zu beklagen. Der amerikanische Vormarsch stoppt, Soldaten kundschaften die Lage aus, ein US-Panzer fährt vor, schießt auf die Deutschen. Einige Wehrmachtssoldaten klettern noch aus dem brennenden Panzer. Doch letztlich sterben alle vier.
Festgehalten hat die grausige Kriegsszene James Bates. Als Kameramann der US-Armee filmte er die Befreiung Kölns. Bates war dabei, als die Soldaten am 5. März morgens um vier Uhr in Pulheim auf Köln zu marschierten. Er filmte, wie sie auf der Venloer Straße Haus für Haus einnahmen, immer auf der Suche nach Hinterhalten, Heckenschützen und Minen.
Sein Filmmaterial hat jetzt der Kölner Journalist Hermann Rheindorf wieder gefunden. Der Mitbegründer des Kölner Internetsenders koeln1.tv – unter dieser Internetadresse finden sich aktuelle wie historische Aufnahmen aus und über Köln – hat in amerikanischen Archiven geforscht. Was er dort fand, hat er zu einer DVD – „1945 – Kriegsende in Köln“ – zusammengestellt, die dieser Tage im Kölner Emons-Verlag erschienen ist.
Die DVD vereint drei Filme. Im Hauptfilm präsentiert Rheindorf die Originalaufnahmen von Kameraleuten der US-Armee in chronologischer Reihenfolge. Die Zuschauer können so die Befreiung Kölns beinahe hautnah miterleben, während der Sprecher erläutert, wo die jeweiligen Bilder entstanden sind und was zu sehen ist. Ein zweiter, kürzerer Film zeigt Aufnahmen in Farbe, die nach dem Krieg im zerstörten Köln gemacht wurden. Das Material ist beeindruckend wie selten und wird kundig kommentiert von Zeitzeuge Heinz Meichsner.
Der dritte Film, „Battle of the Peace“, ist ein Propagandafilm des US-Militärs über die Arbeit der Militärregierung, die im Allianz-Haus am Kaiser-Wilhelm-Ring ihren Sitz hatte. Einst wurde er in amerikanischen Soldatenkinos gezeigt und ist somit selbst ein Dokument der Zeitgeschichte. Nach dem Krieg gelte es nun, durch Entnazifizierung und Wiederaufbau den Frieden zu gewinnen, so seine Botschaft. Mit Kritik an den Kölnern spart der Film nicht: Überall in der Stadt lauerten Nazis, die Deutschen seien verbittert über die Kriegsniederlage. Mit drastischen Worten zu Bildern vom Chlodwigplatz werden die amerikanischen Soldaten gewarnt, sich von den scheinbar freundlichen Kölnern hinters Licht führen zu lassen: „Sie sehen aus wie irgendwelche gut genährten Normalbürger in den Straßen, aber das sind sie nicht. Sie sind Deutsche.“
Hermann Rheindorf: 1945 – Kriegsende in Köln, Emons Verlag, 19,80 Euro. Heute, 19 Uhr, stellt Rheindorf den Film auf Großbildleinwand im EL-DE-Haus (Appellhofplatz 23-25) vor (Eintritt 3,60 Euro, ermäßigt 1,50).