Zur Person

„Ohne Wahrheit gibt es keine Gerechtigkeit“, schreibt die kroatische Schriftstellerin Slavenka Drakulić. In ihrem neuen Buch „Keiner war dabei. Kriegsverbrechen auf dem Balkan vor Gericht“, für das sie monatelang den Gerichtsverhandlungen vor dem Haager UN-Tribunal beiwohnte, begibt sich Drakulić auf die Suche nach der Wahrheit. In einzelnen Porträts geht sie der Frage nach, wer die Täter sind und wie sie zu dem wurden, was sie sind. Gestern wurde sie für „Keiner war dabei“ in Leipzig mit dem mit 10.000 Euro dotierten Buchpreis zur Europäischen Verständigung ausgezeichnet.

Slavenka Drakulić wurde 1949 in Rijeka geboren. Nach dem Studium der Literaturwissenschaft und Soziologie unterrichtete sie bis 1984 an einem Gymnasium in Zagreb. In den folgenden zwei Jahren war sie als Redakteurin beim Magazin Start und Danas tätig. Aus Protest gegen den Versuch einiger Danas-Journalisten, das Blatt zu einem Sprachrohr der Regierung von Franjo Tudjman zu machen, verließ Drakulić das Nachrichtenmagazin und gründete Novi Danas. Diese Zeitung musste 1992 wegen finanzieller Probleme eingestellt werden. Seidem lebt Darkulić als freie Schriftstellerin in Stockholm, Wien und Istrien und unterrichtet regelmäßig als Dozentin an US-amerikanischen Universitäten.

Drakulić’ Romane und fünf Sachbücher wurden in zwanzig Sprachen übersetzt. Besonderes Aufsehen erregte ihr 1999 erschienenes Buch „Als gäbe es mich nicht“, das das Schicksal vergewaltigter Frauen während der Kriege im ehemaligen Jugoslawien thematisiert. bo