: Kurze Geschichte des Scheiterns
Die Niederlage von Heide Simonis bei der Wahl zur Ministerpräsidentin knüpft an die Frühzeiten schleswig-holsteinischer Landesgeschichte an: Im August 1950 scheiterte Paul Pagel (CDU) als Kandidat eines bürgerlichen Wahlblocks mit 31 der 69 Stimmen. Einen Monat später präsentierten die Konservativen mit Walter Bartram (CDU) einen neuen Kandidaten, der mit Hilfe der Heimatvertriebenen-Partei BHE Erfolg hatte.
Zuletzt fiel der sächsische Regierungschef Georg Milbradt (CDU) am 10. November 2004 im ersten Wahlgang überraschend durch. Im fehlte eine Stimme zur erforderlichen absoluten Mehrheit von 63 Sitzen, obwohl seine CDU/SPD-Koalition über 68 Abgeordnete verfügte. Das gleiche Ergebnis genügte jedoch bei der zweiten Abstimmung, weil dort nur die Mehrheit der 122 abgegebenen Stimmzettel erforderlich war.
Auch Baden-Württembergs Ministerpräsident Erwin Teufel (CDU) verpasste am 12. Juni 1996 beim ersten Anlauf sein Ziel. Er kam auf nur 77 Stimmen, obwohl CDU und FDP zusammen 83 der 155 Mandate hatten. Auch er schaffte es dann im zweiten Wahlgang.
Erst im dritten Wahlgang wurde 1994 Reinhard Höppner (SPD) zum Chef einer rot-grünen Minderheitsregierung von Sachsen-Anhalt gewählt. In den beiden ersten Abstimmungen hatte weder Höppner noch sein CDU-Herausforderer Christoph Bergner die erforderliche absolute Mehrheit erreicht.
Als Sensation galt die Niederlage des niedersächsischen SPD-Kandidaten Helmut Kasimier für die Nachfolge von Alfred Kubel (SPD) am 14. Januar 1976. Bei der Abstimmung erhielt er nur 75 und damit nicht alle erforderlichen 78 Stimmen von SPD und FDP. Seinem Gegenkandidaten Ernst Albrecht (CDU) fehlte eine Stimme. Am nächsten Tag schaffte Albrecht mit Hilfe eines Abgeordneten der bisherigen Koalition den Sprung an die Spitze. Kasimier zog sich bald danach aus der Politik zurück.
1992 kam CDU-Kandidat Berndt Seite im Schweriner Landtag erst im zweiten Wahlgang auf die nötige Stimmenzahl. Auch in Saarbrücken brauchte Werner Zeyer (CDU) im Mai 1980 zwei Wahlgänge zum Erfolg. Ähnlich erging es 1966 Franz Meyers (CDU) in Düsseldorf. dpa