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Archiv-Artikel

Antibaby-Pille nicht mehr sicher

US-Nachahmerprodukt von Anti-Babypille „Yasemin“ gefährdet den Schering-Standort Bergkamen. Konzern und Betriebsrat sind zuversichtlich: Sie setzen auf Patentschutz und neue Produkte

VON NATALIE WIESMANN

Eine neue amerikanische Billigpille gefährdet Arbeitsplätze in Bergkamen. Die Schering AG, in den USA Markführer mit der Anti-Babypille „Yasmin“, bekommt dort Konkurrenz von einem Nachahmerprodukt – die amerikanische Gesundheitsbehörde FDA muss das Produkt nur noch zulassen.

„Wir werden für unser Patent mit allen legalen Mitteln kämpfen“, sagt Konzernsprecher Friedrich von Heyl. Mehr könne er noch nicht sagen. Der Betriebsratsvorsitzende vom Bergkamener Werk, Hans Georg Webers, ist zuversichtlich: „Der Patentschutz läuft unserer Meinung nach bis 2020 und wir werden klagen.“

In Bergkamen werden die Wirkstoffe für mehrere Anti-Babypillen aus dem Haus Schering hergestellt. Auf diese Produktion ist das Werk angewiesen. „Wenn die neue Pille auf den Markt kommt, wird sich das mit Sicherheit auf unseren Standort auswirken“, sagt Webers.

Der zweitgrößte Arbeitgeber in Bergkamen muss auch ohne die Konkurrenzpille aus den USA Stellen abbauen: Von den ursprünglich 1.200 Arbeitsplätzen sind in diesem Jahr fast die Hälfte gestrichen worden, über hundert weitere MitarbeiterInnen mussten Arbeitszeitverkürzungen hinnehmen. Was die Wirkstoffproduktion für die Anti-Baby-Pille in seinem Werk angeht, schaut Webers positiv in die Zukunft: „Wir haben jetzt eine neue Pille entwickelt, die wir auf dem amerikanischen Markt verkaufen wollen“, sagt er. Nicht mit Nachahmerprodukten, sondern mit Innovationen könne seine Firma auf dem Markt bestehen.

Auch die Gewerkschaft will kein allzu großes Drohszenario aufbauen, sondern besteht auf den Konjunktiv: „Wenn das amerikanische Produkt auf den Markt kommen sollte, könnte es für den Standort Ruhrgebiet schwierig werden“ sagt Manfred Winter, Bezirksleiter der IG BCE Dortmund. Allgemein sei die Pharmaindustrie durch die Möglichkeit der Schwellenländer, billige Kopien zu produzieren, natürlich einer neuen Konkurrenzsituation einer ausgesetzt. „Das sind die Globalisierungseffekte“, so Winter.

Nur die Verbraucherinnen können sich über Nachahmerprodukte freuen: Denn für diese sind die Pillenpreise in den vergangenen Jahrzehnten relativ konstant geblieben. Die steigende Konkurrenz zu patentierten Produkten wird zwangsläufig die Preise drücken.