: Kein Asyl mehr
Eimsbütteler St. Stephanus-Kirche, früher Unterschlupf für Flüchtlinge, wird in ein Restaurant umgewandelt
Die evangelisch-lutherische Kirchengemeinde Eimsbüttel hat gestern von der St. Stephanus-Kirche in der Lutterothstraße Abschied genommen. Nach 93 Jahren soll das Gotteshaus an einen gastronomischen Betrieb vermietet werden. 1984 war die Kirche von einem Rollkommando der Polizei gestürmt worden, weil eine Flüchtlingsfamilie hier Unterschlupf gefunden hatte.
Die Kirchengemeinde Eimsbüttel zieht mit der Entwidmung die Konsequenzen aus ihrem stetig schrumpfenden Budget. Vor der Stephanus- ist bereits die Bethlehem-Kirche im Eppendorfer Weg aufgegeben worden. Die Gemeindearbeit wird sich künftig auf die Apostel- und die Christuskirche konzentrieren. „Wir wollen lieber in Arbeitskräfte als in Steine investieren und trennen uns von Gebäuden, die wir finanziell nicht mehr unterhalten können“, kommentierte Bischöfin Maria Jepsen.
Die Gemeinde bedauert, dass sich kein kirchennaher Interessent gefunden hat. Die Vermietung an einen Gastronomen sei jedoch akzeptabel, weil damit ein Verkauf vermieden werde und die Wiederherstellung des ursprünglichen Zustandes vereinbart werden könne. „Zum anderen sichern die Mieteinnahmen den Erhalt zweier Arbeitsplätze in der Gemeinde“, argumentiert der Kirchenvorstand.
Mitte der 80er Jahre gewährte die Stephanus-Kirche als eine von acht in Nordelbien Kirchenasyl. 1984 holten 60 Polizisten die Philippina Susan Alviola und deren zwei Kinder gewaltsam aus dem Gotteshaus. Noch am selben Abend wurden sie abgeschoben. Gernot Knödler