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Archiv-Artikel

Die diesjährige Saison der Klimacamps ist eröffnet

WIDERSTAND In Kopenhagen treffen sich mehrere hundert Umweltaktivisten, um Proteste zu planen

BERLIN taz | Der G-8-Gipfel ist gerade vorbei, aber die Sommersaison der Umweltaktivisten beginnt erst. In Kopenhagen, dort wo im Dezember der Weltklimagipfel um ein Nachfolgeabkommen des Kioto-Protokolls ringen wird, findet das erste Klimacamp dieses Sommer statt. Mehrere hundert Menschen wollen Strategien für die bevorstehenden Proteste diskutieren. Die Organisatoren erwarten auch internationale Gäste, seit einigen Tagen ist eine Fahrradkarawane aus Hamburg zum dänischen Camp unterwegs.

Im finnischen Norden wird Ende Juli der dort geplante Uranabbau ins Visier genommen, in Frankreich campt man Anfang August gegen die Erweiterung des Flughafens Nantes. An der holländisch-belgischen Grenze ist Kohletagebau der Fokus. Das englische Klimacamp wird sich Ende August in London versammeln, während im Vorfeld Camps in Schottland, Wales und Irland stattfinden.

Auch in Deutschland steht ein Klimacamp auf dem Programm. Unweit des Frankfurter Flughafens will man ab dem 17. August den Widerstand gegen den Bau einer neuen Landebahn fortsetzen. Von Mai 2008 bis Februar 2009 hatten Umweltaktivisten Teile des Waldes, der für die neue Landebahn inzwischen gerodet wurde, besetzt gehalten; ein großes Bündnis aus Bürgerinitiativen und Umweltverbänden wehrt sich seit Jahren gegen die Ausweitung des Flugverkehrs in Frankfurt. Neben dem Flughafenausbau sind in der Region zwei neue Kohlekraftwerke, der Bau von Deutschlands größter Müllverbrennungsanlage, das Atomkraftwerk in Biblis und mehrere Autobahnausbauprojekte Thema.

Die ursprünglich aus England stammende Idee der Klimacamps ist inzwischen zu einer internationalen Bewegung geworden. Das erste „Camp for climate action“ fand 2006 im britischen Drax statt – im Schatten der Kühltürme des dortigen Kohlekraftwerks sammelten sich 600 Aktivisten der anarchistisch geprägten Ökoszene aus England. Ein Treffpunkt für direkte Aktionen gegen klimazerstörende Großprojekte sollte es sein, gleichzeitig ein Ort, an dem klimaneutrales Leben ausprobiert wird – mit veganem Essen, Komposttoiletten, Strom aus Solarzellen. Letztes Jahr fand das erste Klimacamp mit etwa 2.000 Menschen in Deutschland statt. In Hamburg versuchten mehrere hundert Menschen, die Baustelle des umstrittenen Kohlemeilers zu besetzen. HANNO BÖCK