: Unbegrenztes Wachstum
BANKEN Die Oldenburgische Landesbank übertritt erstmals in ihrer 140-jährigen Geschichte die Weser und kommt nach Bremen – als Konkurrentin ihres bisherigen Partners Bremer Bank
Bremens Bankhäuser bekommen einen neuen Mitbewohner, der Nachbar aus der Provinz zieht ein: Die Oldenburgische Landesbank (OLB) eröffnet eine Niederlassung in der Sögestraße. Dort sollen, wie es bei der Bank heißt, „schwerpunktmäßig“ Firmenkunden betreut werden.
Der im Firmenslogan der in Oldenburg ansässigen OLB gepflegte Heimatbegriff bekommt mit der Filialeröffnung in Bremen einen neuen Zuschnitt, denn das „Hier zu Hause“ galt zwar längst über das traditionell oldenburgische Geschäftsgebiet der OLB hinaus bis nach Ostfriesland, ins Emsland und an den Teutoburger Wald – jenseits der Weser aber war Schluss. Eine unüberwindliche Grenze tat sich da auf, die allerdings nichts mit den historischen Animositäten zwischen Bremern und Oldenburgern zu tun hatte. Der Streit etwa um den Weserzoll, mit dem der alte Graf Anton Günther sein kleines Land sehr zum Unwillen der Hansestadt alimentiert hatte, war den Oldenburgern ja bereits 1803 mit dem Regensburger Reichsdeputationshauptschluss gestrichen worden. Daraus erwachsende Konflikte sind heute nicht mehr erkennbar.
Es war allein die Zugehörigkeit der OLB zur Dresdner Bank, die den Gang über die Weser verhinderte – dort wäre sie der ebenfalls zur Dresdner Bank gehörenden Bremer Bank ins Gehege gekommen. Man hielt sich an die Gebietsgrenze, die die Bank für ihre Töchter definierte.
Jetzt ist der Weg frei: Nach dem Verkauf der Dresdner Bank an die Commerzbank übernahm die Allianz die bis dahin von der Dresdner Bank gehaltenen Anteile an der OLB. Die Gebietsbeschränkung gilt nicht mehr, und laut OLB-Vorstandssprecher Benedikt Buhl will man „als stabile Regionalbank mit einem erfolgreichen Geschäftsmodell die Chance nutzen, die diese Veränderungen bieten“ – der ehemalige Partner Bremer Bank als Tochter der Commerzbank ist fortan also Konkurrent.
Die Leitung der Bremer OLB-Niederlassung wird Carl Kau übernehmen, was dem Banken-Revirement einen Schuss Pikanz verleiht: Der 55-Jährige sitzt für die CDU seit 2007 in der Bürgerschaft und gehörte bis Juni der Geschäftsleitung der Bremer Commerzbank an. In Zukunft wird es also seine Aufgabe sein, als Niederlassungsleiter des Bremenneulings OLB auch seinem Ex-Arbeitgeber Kunden abzuluchsen.
Bei der Bremer Bank sieht man den Zuzug des ehemaligen Partners gelassen, zumindest sagt das der Sprecher der Dresdner Bank, Thomas Kleyboldt: „Wir haben ein schlagkräftiges Firmen- und Privatkundengeschäft, als Mittelstandsbank sind wir die Nummer eins“, mit der OLB trete „ein neuer Mitbewerber“ auf.
Die Bremer Bank als eigenständige Marke der Commerzbank wird allerdings bald verschwinden. Nach und nach werden die Computersysteme vereinheitlicht, wenn das Ende 2010 abgeschlossen ist, werden die Filialen der Dresdner und Bremer Bank in Commerzbank umbenannt. FEZ