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Archiv-Artikel

Der Kampf um Terri Schiavo geht zu Ende

Die Eltern der Wachkomapatientin Terri Schiavo haben rechtlich keine realistische Möglichkeit mehr, die Wiederaufnahme der künstlichen Ernährung ihrer Tochter zu erstreiten. Auch Floridas Gouverneur Jeb Bush scheiterte erneut an den Gerichten

AUS WASHINGTON MICHAEL STRECK

Die Urteile sind eindeutig. Eine höhere Instanz können sie nicht mehr anrufen. Doch die Eltern der Komapatientin Terri Schiavo wollen nicht aufgeben. Um das Leben ihrer Tochter noch zu retten, haben sie sich selbst nach einer Niederlage vor dem Obersten Gerichtshof in der US-Hauptstadt in einem verzweifelten letzten Versuch erneut an ein Bundesgericht in Florida gewandt.

Der Appell an das Gericht dürfte ihre letzte Chance sein. Es soll sich mit einem Antrag beschäftigen, der sich auf Angaben des Neurologen William Cheshire zum Zustand der 41-jährigen Frau stützt. Dieser unter Kollegen umstrittene Arzt lehnt die herrschende Auffassung ab, Schiavo befinde sich in einem anhaltenden vegetativen Zustand, sondern sei „sehr wahrscheinlich in einem Stadium minimalen Bewusstseins“.

Viele Mediziner gehen zwar nicht so weit, ihn als Quacksalber zu bezeichnen, doch werfen sie ihm vor, sich vor den Karren der christlichen Rechten spannen zu lassen. Anders als dutzende Gutachter, die jahrelang Zustand und Krankheitsverlauf von Terri Schiavo überprüften, reichten ihm neunzig Minuten, in denen er vor allem Videoaufnahmen auswertete – die gleichen irreführenden Bilder, die Eltern und Republikaner benutzten, um die Öffentlichkeit vergeblich davon zu überzeugen, dass Schiavo bei Bewusstsein sei.

Auf die Aussagen Cheshires hatte sich zuvor bereits der Staat Florida bei seinem Versuch berufen, das Sorgerecht für Schiavo zu erhalten und damit die Wiederaufnahme der künstlichen Ernährung anzuordnen. Ein Gericht im Sonnenstaat lehnte jedoch den Antrag mit der Begründung ab, er verfolge offensichtlich nur das Ziel, frühere Urteile zu umgehen. Gouverneur Jeb Bush scheiterte anschließend auch vor einem Berufungsgericht.

Obwohl alle rechtlichen Möglichkeiten ausgeschöpft schienen, bemühte sich Landesvater Bush, weiterhin den Eindruck zu erwecken, Himmel und Hölle in Bewegung zu setzen, um einen Ausweg zu Gunsten der Eltern zu finden. Religiöse Gruppen drängten ihn, sich über das Gesetz hinwegzusetzen, um Schiavo zu retten. Immerhin erteilte er diesem Ansinnen jedoch eine Absage.

Aufgrund Bushs unermüdlichem Einsatz – sein Bruder in Washington hatte sich trotz des dramatisch inszenierten Rettungsspektakels vom vergangenen Wochenende längst anderen Dingen gewidmet – spekulieren Politpropheten über Jeb Bushs zukünftige Ambitionen, zumal ihm das Gesetz eine dritte Amtszeit als Gouverneur verbietet. Mag er aus juristischer Perspektive im Fall Schiavo auch gescheitert sein, unter den christlichen Rechten hat er sein religiöses und sozialkonservatives Profil gefestigt und sich damit klar von potenziell moderaten Republikaner-Kandidaten wie John McCain abgegrenzt.

Das am Montag von Präsident Bush unterzeichnete Eilgesetz widerspricht im Übrigen einem Gesetz in Texas, dass in Kraft trat, als er dort Gouverneur war. Es erlaubt Kliniken unter bestimmten Umständen, sogar gegen den Willen der Angehörigen und den vermuteten Willen der Patienten, lebenserhaltende Maschinen abzuschalten. Hätte sich der Fall Schiavo in Texas abgespielt, sagen Fachleute, wäre die Frau längst gestorben.

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