: Angola in Angst vor der tödlichen Seuche
Marburg-Virus fordert 122 Tote und breitet sich rasch aus. Auch Hauptstadt Luanda betroffen. Evakuierungen erwogen
BERLIN taz ■ Gesundheitsalarm herrscht in Angola, nachdem das tödliche Marburg-Virus aus der diamantenreichen Nordprovinz Uige auf die Hauptstadt Luanda übergegriffen hat. 122 Tote zählten die Behörden bis gestern Nachmittag. Das Marburg-Virus ähnelt dem Ebola-Virus und führt innerhalb weniger Tage zum Tod durch innere Blutungen und Flüssigkeitsverlust. Eine Heilung gibt es nicht; der genaue Übertragungsweg des Virus – benannt nach der deutschen Stadt, in der er 1967 entdeckt wurde – ist unbekannt. Nun werden weltweit Reisewarnungen für Angola ausgesprochen. In Luanda zirkulieren Pläne zur Evakuierung der Ausländer; zu den Toten gehören ein Vietnamese und ein Italiener.
Die ersten Verdachtsfälle in Uige gab es im Oktober 2004, aber erst vor einer Woche wurde das Marburg-Virus als Todesursache bestätigt. Dreiviertel der Toten sind Kleinkinder. Es wird vermutet, dass das Virus sich durch Kontakt mit Körperflüssigkeiten Kranker übertragen hat.
Angola erholt sich erst langsam von den Folgen von 30 Jahren Bürgerkrieg. Nach UN-Angaben hat ein Drittel der 12 Millionen Einwohner keinerlei Zugang zu Gesundheitsversorgung. Zugleich ist das Land der zweitgrößte Ölförderer Schwarzafrikas hinter Nigeria, und Milliardeneinnahmen aus dem Ölexport verschwinden regelmäßig spurlos. Allein 2004 spülte der gestiegene Ölpreis 600 Millionen Dollar Öleinnahmen mehr als geplant in die Staatskassen, und Geberorganisationen rätseln bis heute, wo dieses Geld geblieben ist. Gleichzeitig appelliert die Regierung an internationale Organisationen, ihr bei der Erfüllung von Mindeststandards bei der Wiederansiedlung von vier Millionen Kriegsvertriebenen finanziell zu helfen.
Internationale Experten sind jetzt nach Angola unterwegs, um beim Kampf gegen das Virus zu helfen. Die EU hat eine halbe Million Euro Soforthilfe bereitgestellt. Der aktuelle Ausbruch des Marburg-Virus könnte der bisher schwerste bekannt gewordene der Welt werden. 1998 bis 2000 waren in der Demokratischen Republik Kongo 123 Marburg-Tote gemeldet worden. D.J.