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Archiv-Artikel

Die Schmetterlinge meiden Gen-Raps

Studie: Wenn Pflanzen resistent gegen Herbizide gemacht werden, wirkt sich das auch auf Kräuter und Insekten aus

BERLIN taz ■ Der Anbau von Gen-Pflanzen hat spürbaren Einfluss auf Wildkräuter, Schmetterlinge und Bienen. Das hat die bisher größte Studie zum Thema Gentechnik ergeben, die von der britischen Regierung in Auftrag gegeben wurde.

150 Forscher haben sich drei Jahre lang durch Felder gepflügt, eine Million Pflanzen und zwei Millionen Insekten untersucht. So wollten sie herausfinden, ob sich gentechnisch veränderter und konventioneller Raps unterschiedlich auf Wildkräuter und Insekten auswirken. 65 Felder haben die Forscher dafür besät, jeweils die Hälfte davon mit genmanipuliertem Raps, der gegen ein Herbizid resistent ist, die andere Hälfte mit konventionellem Raps. Alle Felder wurden mit dem gleichen Breitenspektrum-Herbizid gegen Unkräuter behandelt.

Die These der Forscher: Für die umliegende Flora und Fauna spielt es keine Rolle, ob auf einem Feld gentechnisch veränderte oder konventionelle Pflanzen wachsen. Das Fazit der Forscher: Es spielt sehr wohl eine Rolle. Denn beim Zählen in der Erntezeit fanden sie – je nachdem, ob auf dem Feld gentechnisch verändert Raps wuchs oder konventioneller – sehr unterschiedliche Mengen an Unkräutern und Insekten: So wuchsen auf den Gen-Feldern nur ein Drittel so viele Pflanzen einer Unkrautart wie auf den herkömmlichen Feldern. Auch die Zahl der Samen dieser Kräuter war um zwei Drittel reduziert. Die Pflanzenmenge einer anderen Art verdreifachte sich dagegen, die Menge der Samen dieser Art verfünffachte sich sogar. Für Bauern bedeutet das: Insgesamt eher mehr Unkraut auf Feldern mit Frucht, die durch Gentechnik resistent gegen Pflanzenschutzmittel gemacht wurde.

Auch bei den Insekten zählten die Forscher Unterschiede. Zwar sind die meiste Zeit des Jahres praktisch gleich viele Insekten auf beiden Feldern. Doch im Juli waren im Gentechnik-Feld ein Drittel weniger Schmetterlinge und nur halb so viele Bienen wie auf dem konventionellen Feld. Die Abwesenheit von Pflanzen und Bienen wirkt sich auf die Nahrungskette aus. Vögel, die im gentechnisch bepflanzten Gebiet Nahrung suchen, werden dann wenig finden, so die Studie. „Wenn diese Saat kommerzialisiert würde, würde sich das auf Vögel wie Spatzen und Dompfaffen auswirken“, so David Gibbons von der britischen Royal Society, der das Experiment mit beaufsichtigt hat.

Die Ergebnisse der Studie werden von verschiedenen Seiten gegensätzlich bewertet. Konsens ist nur: „Das Experiment bestätigt, was wir immer schon gesagt haben.“ So führt die Bayer CropScience die Ergebnisse auf die Wahl des Herbizids zurück. Die Studie zeige, dass der Anbau von gentechnisch verändertem Raps per se keine negativen Effekte auf die Umwelt habe, so das Unternehmen.

Der Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland (BUND) befürchtet dagegen die schnelle Entstehung von Resistenzen bei Wildkräutern, die wiederum zum Einsatz neuer Herbizide führen würden. „Die Konsequenz aus dieser Studie muss sein, herbizidresistente Pflanzen nicht zuzulassen“, meint Heike Moldenhauer vom BUND.

SVENJA BERGT

www.royalsoc.ac.uk