Duisburg soll Eishockey-Stadt werden

Eishockey-Zweitligist EV Duisburg startet heute Abend in die Playoffs. Ziel ist der Aufstieg in die Deutsche Eishockey-Liga (DEL). Der Verein ist dabei vor allem vom Engagement des Hauptgesellschafters Ralf Pape abhängig

DUISBURG taz ■ Ralf Pape nutzt jede Gelegenheit, um im verqualmten VIP-Raum der Duisburger Eishalle unterzutauchen. Schulterklopfer können den Hauptgesellschafter des Eishockey-Zweitligisten EV Duisburg nur schwer aufstöbern. „Ich muss das nicht haben, die anderen sollen sich mal schön feiern lassen“, sagt Pape, der als Spediteur mit geballter Finanzkraft dafür sorgt, dass der EVD an die Türe zur Deutschen Eishockey Liga (DEL) klopft. Mit Heimrecht starten die „Füchse“ heute gegen die Eisbären Regensburg ins Playoff-Halbfinale. Sechs Siege bis zur DEL.

Der Kader, der als Tabellenzweiter in die Playoffs ging und im Viertelfinale die Lausitzer Füchse mit vier deutlichen Siegen geradezu vom Eis fegte, gilt als der Beste, den die Liga zu bieten hat. Die Ex-Nationalspieler Leo Stefan und Torsten Kienass sind feste Größen, zudem profitierte der EVD vom frühen Saisonende der DEL-Vereine aus Iserlohn, Krefeld und Düsseldorf, die gleich fünf Förderlizenzspieler nach Duisburg schickten. Vor allem Keeper Dimitrij Kotschnew (Iserlohn) und Stürmer Patrick Reimer (Düsseldorf) sind Verstärkungen.

„Wir sind zumindest nicht unterbesetzt“, pflegt Pape, von dem es aus lauter Scheu kein autorisiertes Foto gibt, lapidar zu sagen. Erst vor sieben Wochen zog der EVD-Boss mit Nolan Pratt ein weitaus größeres Kaliber aus dem Hut. Pratt konnte vor einem knappen Jahr mit Tampa Bay den Stanley-Cup gewinnen. Durch den Streik in der NHL hat er gerade Zeit. Über 50.000 Euro soll sich Pape das Kurz-Engagement des 30-jährigen Stars kosten lassen. „Geld spielte beim Transfer keine Rolle“, meint Pape. Viel schwieriger sei es gewesen, für Pratt, der mit Familie und Kindermädchen an den Niederrhein wechselte, eine entsprechende Wohnung zu finden.

Zwischen 1979 und 1981 war der Vorgängerverein DSC mal in der 1. Eishockeyliga, wurde nach einem Passfälscher-Skandal mit dem Zwangsabstieg bestraft. 1987 ging der DSC ebenso pleite wie 1991 der Nachfolger DSV, so dass der EVD in der sechstklassigen Landesliga neu begann.

Obwohl es unter Trainer Didi Hegen in den zurückliegenden drei Jahren stetig aufwärts ging, scheint die Zeit stehen geblieben zu sein. Die Duisburger Eishalle hat den schmucklosen Charme eines runtergekommenen Bahnhof-Wartesaals. Trotz des Erfolgslaufs kommen nur durchschnittlich 1.500 Zuschauer, Sponsoren sind rar. „Diese Schwierigkeiten hätten wir in der DEL nicht mehr“, glaubt Pape, der sich als „schlichten Eishockey-Fan“ bezeichnet und vor einem Jahr von der Tribüne in die hauptverantwortliche Position wechselte.

Durch Fernsehgelder könnte er den Etat in der DEL von 1,4 auf etwa zwei Millionen Euro erhöhen, zudem würde die 4.000 Zuschauer fassende Halle bei Derbys gegen Krefeld, Köln oder Düsseldorf voll. „Die 2. Liga ist auf Dauer nicht zu stemmen“, sagt der 51-Jährige. Sein Freund Walter Hellmich, Präsident des designierten Fußball-Bundesliga-Aufsteigers MSV Duisburg und Bauherr der neuen Fußball-Arena, könne sich dann auch um die Modernisierung der Eishalle kümmern.

Coach Didi Hegen kommt das nur entgegen. Der ehemalige Eishockeyspieler, der als siebenfacher Deutscher Meister mit Düsseldorf, Köln und Hedos München nationalen Ruhm einheimste, betont, dass er nicht nur in die DEL wolle, sondern langfristig auch das Bundestrainer-Amt anstrebt. „Als deutscher Trainer muss das mein Ziel sein“, sagt Hegen, der glaubt, dass er „mehr vom Eishockey versteht als manch anderer.“ Nach 655 Pflichtspieltoren, fünf Olympischen Spielen und 13 WM-Teilnahmen als aktiver Stürmer, mag man ihm das abnehmen. Jetzt gelte es aber, Schritt für Schritt zu arbeiten. „In den Playoffs ist alles möglich“, sagt Hegen.

Seinem Boss ist das einerlei. Der Mann, der beim MSV Duisburg ebenfalls als Sponsor involviert ist, träumt vom perfekten Wochenende: Freitag und sonntags DEL-Eishockey mit dem EVD, samstags Erstliga-Fußball in der MSV-Arena. „Da hätte ich Spaß dran“, sagt Pape.

ROLAND LEROI