: Solaranlagen gehören auf Dächer
betr.: „Rot-Grün verhindert Solarpark im Saarland. Sonnenenergieanlage der Shell AG kann nicht gebaut werden. Auch der Umweltverband BUND lehnt das Projekt ab“, taz vom 29. 3. 05
Es gibt eine gute Lösung, die jeder Umweltfreund bejahen kann: Solarstromanlagen auf die Dächer montieren. Diese dritte Möglichkeit ist offenbar gar nicht ausdiskutiert worden. Der Grund mag darin liegen, dass Betreiberfirmen bei Freilandanlagen einen geringeren organisatorischen Aufwand haben und deshalb einen höheren Gewinn erzielen. Bei Dachanlagen ist zwar die Einspeisevergütung geringfügig besser, aber der organisatorische Aufwand ist unverhältnismäßig höher.
Es ist zu wünschen, dass die Vertreter der Gemeinde und der beteiligten Umwelt-/Naturschutzverbände in einer zweiten Diskussionsphase ihre Öffentlichkeitsarbeit darauf konzentrieren, genügend Dächer zu akquirieren. Die Gemeinde hat sogar – nach einer Änderung des Baugesetzbuches im vergangenen Herbst – die Möglichkeit, per Ortssatzung den Bau von (wahlweise) Solarstrom- oder Solarwarmwasseranlagen oder KWK-Anlagen zur Nutzung erneuerbarer Energien bei jedem Neubau verbindlich vorzuschreiben.
Der Solarenergie-Förderverein Deutschland steht auf folgendem Standpunkt: Solange es bundesweit noch genügend freie Dach- oder Fassadenflächen oder Lärmschutzwände gibt, sollen keine freien Flächen für die Gewinnung von Solarstrom geopfert werden.
WOLF VON FABECK
Natur- und Tierschutz soll dem Menschen zugute kommen (als Naherholungsgebiet, als Luft ohne Feinstaub oder indirekt, weil ein Mensch, der sich gegenüber seinen schwächeren Mitgeschöpfen, den Tieren, nicht mitleidlos verhält, auch Menschen nicht quälen dürfte). Immer wieder beschleicht mich bei manchen Umweltschützern der Verdacht, dass es ihnen gar nicht um den Menschen geht, sondern um Technikfeindlichkeit und Naturverherrlichung (zum Beispiel bei der Fundamentalopposition gegen Gentechnik). Ihre abstruse Gedankenwelt tritt zutage, wenn sie einen solchen Solarpark ablehnen, der angeblich die Landschaft verschandele, und statt dessen Stromversorgung durch ein Atomkraftwerk bevorzugen. Damit bringen sie bei der Mehrheit den Naturschutz in Verruf.
ULF BRÜNING, Hamburg
Zunächst einmal: Rot-Grün im Bund macht es möglich, dass sich Solar- und Windprojekte rentieren. Damit sollte aber sicher kein Freibrief für den Flächenverbrauch ausgestellt werden. Solaranlagen brauchen nun einmal viel Fläche für eine relativ bescheidene Stromproduktion. Deswegen ist es richtig, vorrangig an Gebäuden und nachrangig im Freiland Anlagen zu bauen. Und wenn im Freiland, dann lieber auf Konversionsflächen und Industriebrachen als auf Ackerland.
Den Strom für 2.500 Haushalte kann man auch im Binnenland mit drei großen Windkraftanlagen mit einem Bruchteil der Investitionskosten und praktisch ohne Flächenverbrauch erzeugen. Genau dies verhindert aber die restriktive saarländische Windenergiepolitik, die Umweltminister Stefan Mörsdorf, der frühere Landesvorsitzende des Nabu, vertritt.
Nicht nur Mörsdorf, auch mir ist es bange um den Standort Deutschland. Das liegt aber an ihm und anderen Pseudonaturschützern, die uns vor der „Verspargelung“ der Landschaft bewahren wollen und uns damit Atommüll und Klimawandel einhandeln.
EDUARD BELOTTI, Zusamaltheim
Was vielleicht im ersten Augenblick verrückt erscheint, ist bei genauerer Betrachtung durchaus stimmig. Der Artikel verweist fairerweise auf das Hauptargument der Initiative gegen diese Anlage: Solaranlagen seien primär entweder auf Industriebrachen, auf Konversionsgelände oder auf Hausdächern zu errichten, bevor wertvolles Ackerland bebaut wird. Dass diese bessere Alternative nicht umgesetzt wird, sondern erst mal weiterhin Atomstrom bezogen wird, ist nicht die Schuld der Anlagengegnerinnen/-gegner, sondern derer, die es dieser besseren Alternative schwer machen, realisiert zu werden – nicht nur im Saarland. BERNHARD WAGNER, Berlin
Der Bürgermeister, der jetzt „leicht verbittert“ ist, weil die böse Hälfte des Gemeinderats samt BUND und Landtagsgrünen seinen mutigen Sprung „in das Solarzeitalter“ verhindert hat: Er hätte seit dem Jahr 2000 beweisen können, wie groß seine Liebe zum Solarstrom ist. Für PV-Anlagen auf den gemeindeeigenen Gebäuden hätte er alle Wege ebnen können. Aber es ist doch viel schöner, mal eben 40 Hektar wertlose Landschaft mit einer Industrieanlage zu überziehen. Den Bürgermeister, der da Nein sagt, muss man lange suchen.
KILIAN BECKER, Wegscheid
1. Das Saarland ist ein ausgesprochenes Stromexportland, hier wird Strom mit Kohlekraftwerken im Überfluss produziert, die über Höchstspannungstrassen den Strom bis ins tiefe Bayern transportieren.
2. Cattenom liegt zwar vor der Haustüre und ist gerade von dem saarländischen BUND immer heftig bekämpft worden. Dass hier aber Strom für Kleinblittersdorf produziert werde, ist schon abenteuerlich.
3. Zwei andere große Erbauer von Solaranlagen haben in ihren öffentlichen Bekanntmachungen und auch Taten explizit ausgeschlossen, dass sie auf der grünen Wiese bzw. landwirtschaftlichem Vorranggebiet solche Großanlagen bauen. Dort gibt es die Sensibilität noch, dass auch hierbei abgewogen werden muss.
4. Der BUND-Saar betreibt als einziger anerkannter Naturschutzverband seit Jahren eine große Fotovoltaikanlage auf einem Schulgebäude und hat letztes Jahr an dem BUND-Haus der Umwelt in Saarbrücken eine weitere Fotovoltaikanlage errichten lassen und damit auch konsequent gezeigt, wo wir solche Anlagen für sinnvoll halten und sie auch dort propagieren. Wir unterstützen Firmen, die Fotovoltaikanlagen auf Dächern, Industrieflächen, Konversionsflächen etc. errichten, ebenso Gemeinden, die ihre Dachlandschaften zum Zwecke der Sonnenstromnutzung verpachten.
Ansonsten gibt es dazu noch einiges zu lesen unter bund-saar.de.
JOACHIM GÖTZ, BUND Saar
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