Ja, der Papst kommt in den Himmel!
: „Ja und nein“

„Es gibt für die Christen heute keinen Himmel mehr. Es gibt den Einstieg in die ständige Liebe Gottes. Von der ist niemand von vornherein ausgeschlossen. Aber Johannes Paul II. wird in den Himmel der Geschichte eingehen wegen der Sozialenzykliken und der Öffnung zu anderen Religionen. Und in die Hölle der Geschichte wegen seines Unverständnisses für die Sorgen der Menschen in ihrem Privatleben.“

Alfred Grosser, 80, Politologe, Publizist und bekennender Atheist. Im Oktober erscheint sein Buch „Die Früchte ihres Baums. Ein atheistischer Blick auf die Christen“

„Ich hoffe es“

„Ich kann nur hoffen. Es gibt einen Witz: Ein alter Jude kommt in den Himmel und sieht eine große Mauer und fragt: ‚Was ist dahinter?‘ – ‚Psst, dort sind die Katholiken, Sie denken, sie sind die Einzigen hier.‘ Aber im Ernst: Wenn irgendein Papst es verdient hat, dann ist es Johannes Paul II., weil er versucht hat, die historische Verantwortung der Kirche für ihre Geschichte anzunehmen – etwa bei den Verbrechen von Christen bei den Kreuzzügen und den Judenverfolgungen. Nicht alle haben das getan. Er hat Israel besucht. Der Papst hat viel gearbeitet und viel Gutes getan. Er hat Ruhe und Segen verdient.“

Walter Rothschild, 51, ist Landesrabbiner von Schleswig-Holstein

„Ja, wie wir alle“

„Wir kommen alle in den Himmel. Von dort geht es dann ins Paradies oder in die Hölle.“

Nadeem Elyas, 59, Arzt, Vorsitzender des Zentralrats der Muslime in Deutschland

„Ja, aber so kurz wie ewig“

Dass Päpste als Stellvertreter Christi auf Erden nach Dienstschluss auch in den Himmel kommen, scheint sich von selbst zu verstehen. Wir hatten bis dato nur keinen Beweis dafür. Und diesen Beweis hat uns der HErr in jener letzten Zeit wohl geliefert, indem ER sich nämlich, trotz triftiger Gründe (Alter/Krankheit/Sprachlosigkeit/vollbrachte Überwindung des opiatefeindlichen Kommunismus) so nachhaltig und längstmöglich weigerte, diesen katholisch-amtskirchlich insistierenden, rechthaberischen Transzendenz-Hardliner und Huldiger des Marianischen Matriarchats, zu sich abzuberufen. Das ist mehr als nur ein Indiz dafür, dass ER – vielleicht aus Gründen einer metaphysischen Pensionsregelung – den Pontifex, zu sich in den Himmel aufzunehmen verpflichtet war und ihn aber nur so kurz wie ewig möglich bei sich haben wollte. Fegefeuer oder gar Hölle scheiden darüber hinaus a priori aus, implizierten sie doch eine Art kontraproduktiver himmlischer Selbstkritik, die sich in den Augen der christlichen Kundschaft, resp. der polnischen, negativ auf die ganze Firma, von weit unten bis ganz nach oben, auswirken könnte. Die Osterweiterung ist, das am Rande, also anscheinend auch ein Thema im Jenseits.

Ottfried Fischer, 51, ist seit Donnerstag wieder der übergewichtige ARD-Pfarrer Guido Braun, den sein Bischof diesmal zum Abspecken ins Kloster Marienfeld gesteckt hat

„Er kommt nicht in die Hölle“

„Der Papst kommt ganz sicher nicht in die Hölle. Er ist ja gelernter Schauspieler gewesen und hat sich hernach für eine Rolle im Kleid entschieden. Der Vatikan ist der reichste Kleinstaat der Erde, und sicher hat er es sich dort zu Lebzeiten gut gehen lassen. In den Himmel kommt der Papst deshalb, weil er den Auftrag, sprich den Ort, an den der Herrgott ihn befohlen, im Sinne des Herrn erfüllt hat. Papst wird immer nur jemand, der die alte Tradition bewahrt. Ein Erneuerer der Kirche hatte bislang immer einen mysteriösen Unfall. Ich denke, da gibt es ganz andere, die in die Hölle kommen müssten. Ich hoffe George Bush zum Beispiel. Aber doch nicht der Papst! Der war immer für den Frieden und ein Pazifist. Er hat seinen Job ordentlich gemacht. Dafür wird er von Gott belohnt.“ Désirée Nick, 44, war einst katholische Religionslehrerin, im vorigen Jahr avancierte die Kabarettistin zur RTL-Dschungelkönigin“, nachdem sie einen Tierhoden verspeist hatte

„Ja, ohne Zweifel“

Ja. Es gibt die unselige Geschichte des christlichen Antisemitismus – sie ist durch Johannes Paul II, zum Ende gebracht, wenn auch nicht vergessen und aufgehoben worden. Das ist eine gute Tat. Man kann heute nicht mehr katholisch sein und Antisemit. Jemand, der glaubt, er könne Auschwitz leugnen und zugleich katholisch sein, müsste den Papst für irre erklären, denn der hat mit Edith Stein eine Katholikin heilig gesprochen, die in Auschwitz als Jüdin ermordet wurde. Der Papst hat sich in diesem Zusammenhang als Gerechter unter den Völkern erwiesen. Es gibt keinen Grund, daran zu zweifeln, dass er in den Schoß Abrahams kommt.“

Rainer Kampling, 51, ist katholischer Professor für biblische Theologie an der Freien Universität Berlin

„Luther sagt Ja“

„Luther sagte: ‚Also muss man im Sterben sich auch in die Angst hineinwagen und wissen, dass danach ein großer Raum und Freude sein wird.‘ Das nennen wir Himmel, und das gilt ganz gewiss auch für den Papst.

Maria Jepsen, 60, wurde im August 1992 als weltweit erste Frau in das Bischofsamt eingeführt. Seitdem steht sie in der Nordelbischen Kirche dem Sprengel Hamburg vor

„Er kommt“

„Eine sehr gute Frage. Dass der Papst überhaupt irgendwie oder irgendwohin kommt, haben wir auf zwei Titanic-Titeln schon vor Jahren – trotz gerichtlicher Intervention – unwidersprochen behauptet: „Der Papst kommt“ und „Der Papst kommt schon wieder“. Damals war die Sache aber auch leichter zu entscheiden, denn jedes Mal stand der Hl. Vater in eindeutiger Position hinter einem jubilierenden Schaf, und im Hintergrund sangen die Glocken Gloria.Vom Gefühl her würde ich sagen: ja. Ich denke, dass im Himmel genau wie im Vatikan Kardinal Ratzinger das Sagen hat, und der Papst hat sich nie gegen ihn gestellt.“ Martin Sonneborn, 39, ist Chefredakteur des Satiremagazins „Titanic“