Antifaschistische „Operation Blitzkrieg“

INTERNET Hacker aus dem Anonymous-Umfeld haben ein neues Outingportal gegen Neonazis gestartet

HAMBURG taz | Das Projekt ist neu. Die Methode nicht. Auf der Website „Nazi-leaks.net“ finden sich vollständige Namen, Adressen und Telefonnummern sowie der E-Mail-Verkehr aus dem Umfeld von NPD und dem Neonazi-Netzwerk „Blood & Honour“ (B&H) vermerkt. Die deutsche Sektion des internationalen B&H-Netzwerks wurde 2000 verboten. Kontakte scheinen aber weiter zu bestehen, auch deutsche Namen sind angeführt. Von der in der Szene beliebten Modemarke „Erik & Sons“ sind Hunderte von Kundendaten einzusehen: Namen und E-Mail-Adressen. In der rechtsextremen Szene dürfte das am Montag gestartete Outingportal daher zu Verunsicherungen führen.

Auf der Startseite ist eine Zeichnung: Ein Herr mit Anonymous-Maske – weißes lächelndes Gesicht, schwarzer dünner Bart –, der einen Bengel mit Hakenkreuzbinde am Arm und szenetypischen Tattoos über das Knie legt, die Hand zum Klaps erhoben. Das Bild deutet es an: Das Portal stammt aus dem Umfeld der Anonymous-Gruppe. Die Aktion ist Teil der „Operation Blitzkrieg“, heiß es von den anonymen Betreibern. Unter der Losung hatte Anonymous seit Monaten dazu aufgerufen, die Webadresse rechtsextremer Organisationen anzugreifen.

Seit Montag können auf „Nazi-leaks.net“ unter verschiedenen Rubriken, dem Namen der Organisation oder des Projekts, die internen Daten gelesen werden. Bei „Odin-Versand“ oder „Nationales Versandhaus“ stehen gleich die Kundennamen.

Auf dem neuen Portal sind zudem auch Daten und Informationen von früheren Hacks, die verschiedenen Redaktionen auch schon zugespielt wurden, neu bereitgestellt. So liegen hier auch E-Mails der NPD, die zu den über 60.000 internen Mails gehören die im Februar 2011 die taz erhielt. Zudem findet sich eine Namensliste von NPD-Spendern.

ANDREAS SPEIT