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Archiv-Artikel

Mit der taz ist Asche zu machen

Die tageszeitung ist nicht nur eine unverzichtbare und unabhängige Informationsquelle, sondern bietet sogar Ihren Kröten ein Zuhause: Mit Anteilen ab 5.000 Euro können sich Geldanleger an der Entwicklungs-KG beteiligen – und die taz nrw retten

VON ULLA JASPER

Tot gesagte leben länger. Für wen gilt das besser als die taz? 26 Jahre nach ihrer Gründung gibt es sie immer noch – und seit 16 Monaten sogar mit einer täglichen NRW-Ausgabe, die schon im ersten Jahr ihres Bestehens von der Uni Duisburg-Essen mit einem Preis für ihre Kommunalwahlberichterstattung ausgezeichnet wurde. Eigentlich also eine echte Erfolgsgeschichte. Schließlich ist die tageszeitung die einzige täglich erscheinende Überregionale in Deutschland, die ohne einen finanzkräftigen Verlag im Rücken auskommt.

Doch die taz wäre nicht die taz, wenn sie nicht doch immer ein bisschen klamm wäre. Oder in anderen Worten – Geldanleger sind herzlich willkommen. Unter dem Dach der taz bieten sich dafür zwei Möglichkeiten: die Genossenschaft sowie die Entwicklungs-KG.

Mit der Gründung der Genossenschaft im Jahr 1991 reagierten die Zeitungsmacher auf die neuen wirtschaftlichen und politischen Verhältnisse in der Nachwendezeit. Vom Wegfall der Berlin-Förderung, neuer Arbeitslosigkeit und der allgemeinen Wirtschaftskrise der 90er stark getroffen, musste sich auch die taz „neu aufstellen“. Restrukturierungen, „Reduzierung des Personalstands“, Abschaffung des taz-Einheitslohns und ein neues Firmenmodell inklusive.

So wurde aus „Deutschlands größtem Alternativbetrieb“, wie Geschäftsführer Kalle Ruch die alte taz gern nennt, die taz-Verlagsgenossenschaft. Schon im ersten Jahr ihres Bestehens zeichneten mehr als 2.000 LeserInnen Einlagen im Wert von damals je 1.000 DM und retteten die Zeitung damit aus ihrer wirtschaftlichen Notlage. „Bis heute sind die Mitglieder der Genossenschaft neben den taz-Mitarbeitenden die zentrale Lebensader des Unternehmens taz“, erklärt deshalb auch Konny Gellenbeck, die Leiterin der Genossenschaft.

Mehr als ein Jahrzehnt nach der Gründung der „Geno“ halten mittlerweile rund 6.000 GenossInnen Anteile an der taz, jedes Jahr kommen um die 400 Neumitglieder dazu. Sechs Millionen Euro Kapital sind auf diese Weise bisher zusammen gekommen. Wer GenossIn werden will, zahlt einfach einmalig mindestens 500 Euro ein – oder aber 20 Raten à 25 Euro. Was die taz mit dem Geld macht? Natürlich ihre eigene Unabhängigkeit sichern. Oder lang ersehnte Layoutreformen finanzieren. Oder ein neues Redaktionssystem entwickeln. Über all diese Aktivitäten werden die GenossInnen, die alle das gleiche Mitbestimmungsrecht haben, einmal im Jahr auf der Generalversammlung und mit Newslettern informiert.

Doch weil das Genossenschaftsgeld allein nicht reicht, wurde im Frühjahr 2003 als zweites taz-Standbein die so genannte Entwicklungs-Kommanditgesellschaft (KG) gegründet – für alle, die ein bisschen mehr für die taz übrig haben. Nicht ganz ironiefrei wirbt die KG zurzeit unter dem Motto „Wir verkaufen Ideale“ um neue Anleger, die sich mit mindestens 5.000 Euro an der Weiterentwicklung der taz-Geschäftsfelder beteiligen. Im Vordergrund stehen vier Aufgaben, für die frisches Geld gebraucht wird: das Internet-Angebot Digitaz, die deutsche Ausgabe der Wochenzeitung Le Monde diplomatique, sowie die Regionalisierung, sprich taz nord und natürlich taz nrw.

„Unsere Planung sieht für die jährlich notwendige Steigerung der Auflage um 1.000 Abos Entwicklungsmittel von zwei Millionen Euro bis zum Jahr 2008 vor, die aus dem Kapital der Kommanditisten finanziert werden soll“, beschreibt Kalle Ruch die Aussichten der KG. Ziel der KG ist es, innerhalb von vier Jahren bis zu fünf Millionen Euro zu zeichnen. Doch die Zeiten sind nicht gerade rosig für die „grünen“ Geldanlagen. Während 2003, im ersten Jahr des KG-Bestehens, noch 1,2 Millionen Euro an Kommanditisten-Kapital zusammen kamen, sind es 2004 nur 520.000 Euro gewesen: 69 neue Kommanditisten zeichneten Anteile in Höhe von 400.000 Euro, zwölf weitere stockten ihre Beteiligung auf. Doch es half alles nichts – das angepeilte Ziel von 2,3 Millionen Euro wurde weit verfehlt. Deshalb ist man in der KG mit den Prognosen für 2005 etwas vorsichtiger geworden. Eine Million Euro in neuen Anteilen, so lautet der Plan für 2005.

Ab 2007, das ist zumindest die Hoffnung der Kommanditisten, soll die KG dennoch erstmals schwarze Zahlen schreiben – auch wenn für die meisten Geldgeber der finanzielle Gewinn wohl eher nicht im Vordergrund stehen dürfte. Anders als bei anderen, banküblichen Geldanlagen fließen denn auch keine festen Zinsen an die Anleger zurück. Trotzdem winkt den Anlegern ein Haufen Asche – wenn‘s gut läuft: die Gesellschafter sind an den jährlich erwirtschafteten Überschüssen im Verhältnis ihrer eingezahlten Kapitaleinlagen beteiligt, über die Höhe der Ausschüttungen entscheidet die Gesellschafterversammung.

Und wenn alles so läuft, wie es sich taz-Geschäftsführer Kalle Ruch in seiner Vision für die nächsten 25 Jahre ausmalt, stehen tazlern, GenossInnen und Kommanditisten ohnehin rosige Zeiten bevor: Dann werden taz und faz den deutschen Zeitungsmarkt unter sich aufgeteilt haben.