PAT UND PATACHON: Die Entstörung
Vier Tage nachdem routinemäßig die Handwerker da waren, um meine Gastherme zu warten, geht sie kaputt. Blöd, so ohne warmes Wasser und Heizung. Im Handbuch steht was von einem Entstörungsknopf, den man drücken soll, damit die Flamme wieder angeht. Während ich also fachgerecht die Gastherme entstöre und mir dabei sehr autark vorkomme, erinnere ich mich an ein Gedicht von Erich Kästner. Es heißt „Das verhexte Telefon“, und eine Strophe geht so: „Exzellenz, hier Störungsstelle, sagen Sie doch dreimal ‚Schrank‘, etwas lauter, Herr Minister! ’tschuldigung und besten Dank.“ Die Entstörung hält genau für dreimal Spülwasser einlaufen lassen.
Am nächsten Tag stehen die Handwerker wieder vor der Tür. Ich taufe sie Pat und Patachon, weil sie erstens so aussehen und zweitens witzig sind. Pat lässt den Chef und Frauenversteher raushängen, Patachon macht die Drecksarbeit. Er kramt nach einem Messgerät, das Pat an die Therme hängt. Als es anfängt zu vibrieren, sagt er mit verstellter Stimme: „Ich bin ein verzauberter Rasierer.“ Patachon ergänzt: „Und wenn er nicht gestorben ist, dann rasiert er noch heute.“ Ich bin begeistert. Märchenstunde mit Kalaueralarm!
Zwischendurch schickt Pat seinen Kollegen runter zum Auto. Nachschauen, ob schon ein Strafzettel dranhängt, sie stehen schließlich im Halteverbot. „Seit die hier in Prenzlauer Berg die Parkscheine eingeführt haben, fahren die doch mit Lastwagen rum und schütten blaue Männer aus“, ärgert er sich. Dann erzählt er noch von einem befreundeten Polizisten, der immer, wenn er einen Blitzer aufgestellt hat, beim Radio anruft, um ihn zu melden.
Irgendwann fängt die Heizung wieder an zu bollern. „Das ging aber schnell“, lobe ich. Na klar, sagen Pat und Patachon, wir belegen ja abends auch extra Kurse für Sie, deshalb kommen wir immer erst mittags.
FRANZISKA SEYBOLDT
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