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Archiv-Artikel

Myfest lockt wieder mit Party und Prämien

Das Straßenfest am 1. Mai in Kreuzberg soll noch größer und bunter werden. Damit die Kids feiern statt Steine schmeißen. Das lohnt sich: Den Gewinnern des Fußball- und Breakdance-Turniers winken ordentliche Prämien

„Farbe bekennen“ lautet das Motto des diesjährigen 1.-Mai-Straßenfestes in Kreuzberg. Um zu verhindern, dass das „Myfest“ ein müder Abklatsch der Vorjahre wird, haben die Initiatoren ihre Planungen unter die Maxime gestellt: fortsetzen, was sich bewährt hat – aber auch viel Neues ausprobieren. Allein die Tatsache, dass sich viele Anwohner und Gewerbetreibende – mehr denn je mit Migrationshintergrund – an der Vorbereitung beteiligt haben, sei ein Erfolg, sagt Ines Heuer-Sehlmann vom Bezirksamt Friedrichshain-Kreuzberg. Die Mehrzahl der Bürger wolle ein anderes Bild von ihrem Bezirk zeigen als das von brennenden Barrikaden und zerborstenen Fensterscheiben.

Das Myfest ist das Dritte seiner Art seit 2003. In den vergangenen Jahren haben sich in der für den Autoverkehr gesperrten Festmeile zwischen Mariannenplatz, Heinrichplatz, Kottbusser Tor und Oranienplatz über 20.000 Besucher getummelt. Mit 18 Bühnen und sonstigen Veranstaltungsorten wird das vorjährige Kultur- und Sportprogramm in diesem Jahr noch übertroffen. Herzstück des Festes, das diesmal im Zeichen von „Bildung, Arbeit und Integration“ steht, sind interkulturelle Veranstaltungen: Türkische und kurdische Folklore, Samba und Salsa aus Brasilien und Kuba, Westafrican Rhythm, Gipsy Music, HipHop, Rap, Reggae und die Darbietungen einer deutsch-türkisch-arabischen Seniorengesangsgruppe – es gibt kaum eine Stilrichtung, die nicht vertreten ist. Migrantenkultur, das sei die Auseinandersetzung mit Herkunftskultur und hiesiger Kultur, bei der etwas Neues entstehe, sagt Organisatorin Silke Fischer, die das Festprogramm zusammengestellt und die Gruppen angeheuert hat.

Als Highlight für die Kids wird es ein Breakdance- und ein Fußballturnier geben. Bei Letzterem winkt den Siegern des ersten bis dritten Platzes ein Geldpreis von insgesamt 2.000 Euro. Um die energiegeladene männliche Jugend möglichst lange an die Fußballkäfige in der Waldemar Ecke Adalbertstraße zu binden, werden die entscheidenden Spiele erst in den Abendstunden ausgetragen. Im Vorjahr hatte sich diese Strategie als sehr erfolgreich erwiesen.

Die Kleineren, die Sieben- bis Dreizehnjährigen, können sich nachmittags beim Erlebnisparcour „Räuber und Gendarm“ auf dem Mariannenplatz austoben, während ihre Eltern in der Thomas-Kirche mit Politikern über Chancengleichheit und Bildungspolitik diskutieren.

Die Einzigen, die den Festorganisatoren noch einen Strich durch die schöne Planung machen könnten, sind die Veranstalter der Demonstrationen. Dass die 13-Uhr-Demonstration wie immer am Oranienplatz starten wolle, sei kein Problem, sagt Ines Heuer-Sehlmann. Schwierig sei, dass die Demo ab 17 Uhr innerhalb der Festmeile enden soll. Das gehe nicht, weil zu diesem Zeitpunkt bereits das Kulturprogramm begonnen haben wird. Eine Route durch das Festareal sei nicht genehmigungsfähig, meint Heuer-Sehlmann. Sie hofft aber, dass sich mit den Anmeldern noch ein Kompromiss finden lässt.

PLUTONIA PLARRE