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Archiv-Artikel

Irakische Stadt nach Geiselnahme gestürmt

Schiitisch-sunnitische Konflikte offenbar Auslöser des Vorfalls. Parlament in Bagdad setzt Sonderausschuss ein

BAGDAD/KUT afp ■ Nach der Massenentführung von Schiiten im Irak haben irakische Sicherheitskräfte unterstützt von der US-Armee gestern die Stadt al-Madain südlich von Bagdad gestürmt. Wie das irakische Innenministerium weiter mitteilte, stießen die irakischen Sicherheitskräfte auf starken Widerstand der Geiselnehmer. Sie kontrollierten am Nachmittag jedoch mehr als die Hälfte der Stadt und befreiten den Angaben zufolge 10 bis 15 schiitische Familien. Das irakische Parlament setzte zu den Vorfällen einen Sonderausschuss ein.

Der Staatssekretär für nationale Sicherheit bestritt vor dem Parlament, dass in al-Madain Geiseln freigekommen seien. Es habe Razzien in drei Gebieten gegeben, wo die Geiseln vermutet würden, doch niemand sei gefunden worden, sagte Kassem Daud, ein Schiit. Die Gruppe des jordanischen Extremisten Abu Mussab al-Sarkawi beschuldigte auf einer islamistischen Website die irakischen Behörden, die Geiselkrise geschürt und die Sunniten in al-Madain angegriffen zu haben.

Ein bewaffnetes Kommando hatte in al-Madain am Freitag mehr als 80 Schiiten in seine Gewalt gebracht. Die Bewaffneten, bei denen es sich laut Innenministerium um Angehörige des sunnitischen Dulaimi-Klans handelte, liefen nach Angaben der irakischen Armee vom Samstag in der Ortschaft mit Lautsprechern umher und forderten alle Schiiten auf, den Ort zu verlassen, andernfalls würden die Geiseln getötet. Unter den Geiseln seien auch Frauen und Kinder. Zahlreiche Schiiten aus al-Madain hätten die Flucht in Richtung der Stadt Kut ergriffen, hieß es. Offenbar wollten sich die Sunniten für die wenige Tagen zuvor erfolgte Verschleppung von Mitgliedern ihres Klans durch schiitische Geiselnehmer rächen.

Wie die US-Armee mitteilte, starben am Samstag drei Soldaten bei einem Mörserangriff auf das westlich von Bagdad gelegene Camp Ramadi. Damit stieg die Zahl der im Irak getöteten US-Soldaten gemäß den Angaben des Pentagons auf 1.550.