: Drei Drittel Dürer
In der Kunsthalle hängt zusammen, was nur vielleicht einmal zusammen gehörte: Drei handliche Dürer-Gemälde, halb zu Ende gepinselt und dann im Atelier liegen geblieben. Heiliger Onuphrius links, Johannes rechts und Christus als Weltenretter in der Mitte: Das Maß der drei Holztafeln passt exakt zu einander, Scharniere dran – fertig wäre der Wandelaltar für die gute Stube. Und in Dürers Werkverzeichnis erschiene ein sechster Altar.
Aber: Weder stilistisch noch kompositorisch passen die Tafeln zusamen. Und jüngst stellte man fest, dass die Unterzeichnungen mal mit Pinsel und Tusche, im anderen Fall mit einem Stift vorgenommen wurden. Also doch kein fünfhundert Jahre lang getrenntes Triptychon, wie von einem Dürer-Forscher behauptet? In der Kunsthalle Bremen gibt man sich zurückhaltend und hängt die Bilder entsprechend auf: Die Mitteltafel links, beide Seitenflügel separat rechts daneben, auf dass sich keinesfalles ein – möglicherweise – falsches Gesamtbild im Kopf festsetze. Dazu wandfüllende Erläuterungen, Infrarotreflektographien in Überlebensgröße und ein paar Dürer-Zeichnungen und Stiche aus dem Bestand der Kunsthalle zum Vergleich. Alles zusammen ergibt eine feine Werkstattausstellung – nicht unbedingt schön, aber lehrreich.
Peter König