: Fischers Amt blickt in NS-Geschichte
Personal des Außenministeriums (AA) stimmt Aufarbeitung der Rolle des Amts in Nazizeit zu. Staatsanwaltschaft ermittelt gegen AA-Beamte wegen Falschaussage
BERLIN/KÖLN dpa ■ Außenminister Joschka Fischer (Grüne) hat von seinen Mitarbeitern breite Unterstützung für die Initiative zur Aufarbeitung der Rolle des Auswärtigen Amts (AA) in der Nazizeit erhalten. Fischers Vorschlag, eine unabhängige Historikerkommission einzusetzen, sei „auf überwiegende Zustimmung“ gestoßen, hieß es gestern nach einer Personalversammlung von mehreren hundert AA- Mitarbeitern in Berlin.
Nur vereinzelt habe es Vorbehalte gegeben, verlautete aus Teilnehmerkreisen. Fischer hatte der Belegschaft seine Initiative erläutert. Der genaue Auftrag und die Zusammensetzung der Kommission müssen noch geklärt werden.
Hintergrund ist Fischers umstrittene Änderung der hausinternen Gedenkpraxis für gestorbene Diplomaten, die NSDAP-Mitglieder waren. Der Minister hatte die ehrenden Nachrufe komplett abgeschafft und durch neutrale Todesnachrichten in der AA-Hauszeitung ersetzen lassen. Dies löste eine heftige Debatte im AA und Kritik an seiner Amtsführung aus.
Bei der zum Teil sehr emotional geführten Personalversammlung sei Fischer für seine Änderung der internen Nachrufpraxis auf Verständnis gestoßen, hieß es. Zustimmung habe es für den Appell des Personalvorsitzenden gegeben, dass ehemalige oder aktive Botschafter Interna nicht öffentlich machen sollten.
Unterdessen geht die Kölner Staatsanwaltschaft dem Verdacht nach, ob Beamte des Auswärtigen Amts im Zusammenhang mit der Visa-Affäre zur Falschaussage angestiftet wurden. Die Behörde bestätigte gestern entsprechende Angaben des ARD-Magazins „Report Mainz“. Die Ermittlungen gehen auf eine Anzeige zurück und richten sich gegen unbekannt.