: Kommunismus überlebt, Kapitalismus nicht
UNGARN Die Fluggesellschaft Malev ist pleite – ein weiterer Rückschlag für die Wirtschaft des Landes
BUDAPEST rtr | Die ungarische Fluggesellschaft Malev hat am Freitag ihren Betrieb eingestellt. Seit dem frühen Morgen hebe keine Maschine mehr ab, teilte die staatliche Airline mit. Die Pleite ist ein weiterer Nackenschlag für die strauchelnde ungarische Wirtschaft.
Laut der Fluggesellschaft sei die Finanzlage untragbar geworden, seitdem die Regierung nach einem EU-Urteil keine Kapitalspritzen mehr geben dürfe. Malev sorgt jährlich für rund 40 Prozent des Verkehrsaufkommens am Budapester Flughafen.
In dem Unternehmen überschlugen sich zuletzt die Ereignisse. Wegen ausstehender Zahlungen waren zwei Malev-Maschinen im Ausland festgehalten worden. Um weitere Verluste zu verhindern, blieben die übrigen Flugzeuge nun am Boden. Malev hat eine Flotte aus 22 Leasingmaschinen.
Anfang des Monats forderte die EU-Kommission die Fluggesellschaft dazu auf, illegale Staatsbeihilfen zurückzuzahlen. Dabei geht es um Millionensubventionen aus den Jahren 2007 und 2010.
In den vergangenen Tagen war das Unternehmen unter Gläubigerschutz gestellt worden und hatte einen Insolvenzverwalter an die Seite bekommen. Zuletzt hätten Geschäftspartner das Vertrauen verloren und Vorauszahlungen verlangt, erklärte das Unternehmen den akuten Finanzengpass.
Für die Fluggesellschaft mit 2.600 Mitarbeitern kommt das Ende nun nach 66 Jahren praktisch kontinuierlicher Arbeit in dem einst kommunistisch regierten Land, das inzwischen zur Europäischen Union gehört. Nach gescheiterten Privatisierungsversuchen hat die Regierung in Budapest im Jahr 2010 das Unternehmen bis auf einen Rest von 5 Prozent wider fast ganz übernommen.
Das hoch verschuldete und am Rande einer Rezession stehende Ungarn liegt mit der EU derzeit im Dauerkonflikt: Die Europäische Union will dem Land den Geldhahn zudrehen, weil die Finanzminister und die Kommission in Budapest keine ausreichenden Anstrengungen für die Haushaltssanierung erkennen können.
Wegen umstrittener Medien-, Justiz- und Zentralbankgesetze hat die EU zudem drei Vertragsverletzungsverfahren gegen Ungarn eingeleitet.