: taz Panter Preis 2009: Jetzt sind Sie dran!
Ab sofort können Sie darüber abstimmen, wer am 19. September den taz-LeserInnenpreis erhalten soll
■ Ole Seidenberg, 26, nutzt seine verschiedenen Blog-Plattformen (socialblogger.de, climateblogger.de, helpedia.de), um soziale und politische Ziele voranzubringen. Exemplarisch: die „Aktion Uwe“. Seidenberg lernte den Obdachlosen, HIV-infizierten ehemaligen Koch und Konditor Uwe auf der Straße kennen, mobilisiert im Netz für Spenden und hofft, damit helfen zu können, Uwes Traum zu verwirklichen: ein Nachtcafé für Obdachlose in Hamburg.
Es ist wieder so weit: Zum fünften Mal ehrt die taz die „HeldInnen des Alltags“ mit dem Panter Preis. Die KandidatInnen sind vorgestellt, in gut eineinhalb Monaten werden in der Komischen Oper in Berlin die Panter 2009 verliehen. An wen, darüber entscheiden Sie. Zur Hälfte wenigstens: Einen Panter vergibt die Jury – der andere wird per LeserInnenwahl bestimmt.
■ Das Berliner Medibüro, das Jessica Groß, 43, vor 13 Jahren mitgegründet hat, vermittelt in Berlin Menschen ohne gültige Papiere an Ärzte und Krankenhäuser. Sie sorgt so für die medizinische Versorgung der geschätzt 100.000 Menschen in der Hauptstadt, die bei Entdeckung abgeschoben würden. Die Oberärztin engagiert sich auch politisch und will mit dem von ihr mitkonzipierten „Anonymen Krankenschein“ die Arbeit des Medibüros überflüssig machen.
Die sechs KandidatInnen, die wir seit dem 20. Juni auf dieser Seite vorgestellt haben, sind von der taz-internen Vorjury unter insgesamt 187 eingesandten Vorschlägen ausgewählt worden. Sie waren beileibe nicht die einzigen, deren ehrenamtliches Engagement preiswürdig war. Die Jury ist immer aufs Neue überrascht davon, welche Energie doch recht viele Menschen in Deutschland aufbringen, um ihr Teil dazu beizutragen, Ungerechtigkeit und Missstände ganz praktisch anzugehen. Beide Preise sind mit je 5.000 Euro dotiert, finanziert durch die taz Panter Stiftung. Ab sofort können Sie mit einem Onlineformular auf www.taz.de/panter abstimmen, per Fax an die Nummer (0 30) 25 90 21 50 oder per Postkarte an die taz, Panter Preis 2009, Rudi-Dutschke-Str. 23, 10969 Berlin. Einsendeschluss ist Sonntag, der 30. August 2009.
■ Turgut Altug, 44, vor 17 Jahren aus der Türkei nach Deutschland gekommen, kritisiert die Ignoranz vieler seiner Landsleute in Berlin-Kreuzberg gegenüber der Umwelt. Deshalb versucht er, in einem interkulturellen Garten und im direkten Gespräch zu werben: für Mülltrennung, für Respekt vor der Natur, für Klimaschutz. Turgut Altug hält all das für wichtige Integrationsfelder - und wurde dafür lang belächelt.
■ Für die drei afghanischen Flüchtlingskinder, die vor acht Jahren im bayerischen Markt Schwaben Zuflucht fanden, war Bettina Theresa Ismair, 46, das menschliche Gesicht Deutschlands. Geschockt über die Armut der neuen Mitschüler ihres Sohnes, organisierte Ismair Hilfe und Kontakt zu deutschen Familien. Bald kamen immer mehr Kinder – es entstand das „Offene Haus“, das bis heute Menschen aller Nationen in Markt Schwaben willkommen heißt.
■ Aus der eigenen Not heraus gründete Götz Wörner, 49, Ende 2008 in Frankfurt am Main den Verein „Kultur für ALLE“. Mehr als 1.500 Menschen, die am Existenzminimum leben, hat er bisher den Kulturpass ausgestellt. Für 1 Euro können die Inhaber des Passes etliche Kultureinrichtungen und -veranstaltungen in der Stadt besuchen. Sein Projekt soll nur der Anfang sein, bald soll es den Kulturpass in ganz Deutschland geben, ist Wörners ehrgeiziges Ziel.
Die Preisverleihung ist am 19. September in der Komischen Oper Berlin. Moderiert von Jörg Thadeusz, umrahmt von Maren Kroymann & Band, wird die Jury alle KandidatInnen präsentieren und am Ende die Preise übergeben. Sie sind herzlich eingeladen – Genaueres demnächst!
■ Silvia Müller, 46, und Peter Binz, 68, kämpfen seit Jahren gemeinsam für die Rechte von Menschen, die durch den Kontakt zu hochgefährlichen Chemikalien am Arbeitsplatz krank geworden sind. Müller – selbst betroffen – gründete die Internetplattform CSN, auf der sich Erkrankte informieren und austauschen können. Der Neurologe Binz brachte gegen den Widerstand der Industrie hunderte Fälle zur Anzeige und riskierte damit mehrfach seine Approbation.
■ Fotos: Anja Weber