: Wegweiser für Weltreisende
FERNWEH Viele wollen mal weg, wissen aber nicht, wie: Die Datenbank Access4EU öffnet europäischen Wissenschaftlern die Türen in andere Weltregionen, um dort zu forschen
VON LARS KLAASSEN
In Sachen Globalisierung waren Wissenschaftler schon immer vorne mit dabei, auch in Zeiten, als es dieses Wort noch gar nicht gab. Heute gilt mehr denn je: In der Ferne locken spannende Möglichkeiten. Jenseits der EU-Grenzen wird es aber schwierig, herauszufinden, was eigentlich wo geht. Die Bandbreite der Möglichkeiten ist vielen Protagonisten ebenso wenig bekannt wie so manche Hürde. Um hier Abhilfe zu schaffen, wurden im Jahr 2009 von der EU Kommission die Access4EU-Projekte initiiert.
Übergreifendes Ziel aller Access4EU-Projekte ist es, europäischen Forschenden die Möglichkeiten einer Beteiligung an Förderprogrammen von Drittstaaten aufzuzeigen. Elf Staaten werden dabei berücksichtigt: Australien, Brasilien, China, Indien, Kanada, Mexiko, Neuseeland, Russland, Südafrika, Südkorea und die USA. Dafür wird jeweils eine Datenbank ausgebaut, über die Interessierte potenzielle Kooperationsangebote recherchieren können.
Doch von diesen Datenbanken wissen bislang zu wenige, die als Zielgruppe anvisiert werden. Deshalb machten australische Experten mit weiteren Kollegen eine Informationstour durch London, Paris und Bonn, die vom British Council organisiert wurde. Ansprechpartner waren dabei nicht nur die einzelnen Wissenschaftler, sondern vor allem auch Multiplikatoren. Damit sind unter anderem EU-Beauftragte, Vertreter der Akademischen Auslandsämter sowie der Wissenschafts- und Fördereinrichtungen wie DFG oder Helmholtz gemeint. Bei dieser Tour lag der Fokus auf Australien. Zu anderen Staaten finden gesonderte Informationsveranstaltungen statt (siehe Weblink unter dem Artikel).
Im Rahmen der Hinweise auf Förderprogramme, die EU-Wissenschaftlern offenstehen, finden sich auch Informationen zu – meist bürokratischen – Hürden, die Interessierte kennen sollten. Wer etwa in Ländern mit erschwerten Visa-Bestimmungen reist, sollte frühzeitig über die Gegebenheiten informiert sein. Die Datenbanken kartieren den Status quo: In welchen Ländern gibt es für welche Fachbereiche welche Förderprogramme? Wie kommen interessierte Forscher da ran und welche Hürden sollten rechtzeitig beachtet werden? Ziel der Datenbanken ist es, die Förderlandschaften sowie die Wege dorthin vollständig zu dokumentieren und zu veröffentlichen. Dies geschieht in Kooperation mit Vertretern aus den betreffenden elf Staaten.
Im Endeffekt werden dabei die Karten offen auf den Tisch gelegt: welche Möglichkeiten EU-Forschern offenstehen und umgekehrt Wissenschaftlern aus den Partnerländern in der Europäischen Union. Diese Kooperationen könnten einen Nebeneffekt haben, der durchaus erwünscht ist: dass die Bedingungen im Sinne gegenseitiger Anpassung auf Augenhöhe verbessert und Hürden abgebaut werden. Die Forschungsräume sollen sich einander öffnen. Abkommen über die wissenschaftliche und technische Zusammenarbeit der EU mit ihren Partnern fordern ohnehin eine solche gegenseitige Öffnung der nationalen Programme in den Drittstaaten.
Die Access4EU-Projekte stoßen in dieselbe Richtung. Der Erfolg hängt im Einzelnen von den Umständen ab: Die Vorgabe etwa, dass Anträge in der Muttersprache des Gastlandes statt auf Englisch verfasst werden müssen, lässt sich einfacher ändern als die Visa-Bestimmungen.
Die einzelnen Projekte, die auf die betreffenden elf Länder ausgerichtet sind, haben eine Laufzeit von je zwei beziehungsweise drei Jahren. Inwiefern sich der europäische Wissenschaftsraum auch künftig enger mit anderen Weltregionen verknüpft, bleibt also abzuwarten. Doch die Datenbanken stehen interessierten Wissenschaftlern schon jetzt – und auch später noch – zur Verfügung. Die Türen sind offen: Bitte eintreten.
Weitere Informationen über die Förderprogramme stehen unter www.access4.eu