Schachten knackt Bochumer Bollwerk

2. LIGA Der FC St. Pauli meldet sich mit einem Arbeitssieg über den VfL Bochum im Aufstiegskampf zurück

Fabian Boll hatte nach dem Spiel seinen Humor schnell wiedergefunden. „Es ist schon ein Armutszeugnis für uns, dass einer wie Schachten die zwei Dinger macht“, kommentierte der Defensiv-Allrounder den Doppelpack seines Teamkollegen, mit dem dieser den 2:1-Erfolg des FC St. Pauli über den VfL Bochum klargemacht hatte.

Sebastian Schachten, dessen vorrangige Aufgabe es ist, als Außenverteidiger Tore zu verhindern, hatte sich zweimal bei Standards seines Teams mit nach vorne geschlichen, war zweimal an den Ball gekommen und hatte ihn beide Male im gegnerischen Kasten versenkt – in der 26. Minute nach einer Ecke von Patrick Funk mit einem Kopfballknaller zum 1:1-Ausgleich und zehn Minuten vor dem Spielende zum 2:1-Siegtreffer nach einem Freistoß von Max Kruse.

Schachten, der bei der 1:2-Niederlage in Aachen noch gelbgesperrt war, hatte sich die Kritik von Trainer André Schubert zu Herzen genommen, der fehlendes läuferisches Engagement seiner Mannschaft moniert hatte. So war Schachten hinten und vorn wie auch sein Sturm-Kollege Mahir Saglik, der gegen Bochum weite Wege lief.

Nach einer halben Stunde hatte der drahtige Stürmer einen Bochumer Kopfball für seinen geschlagenen Torhüter in bester Verteidigermanier von der Line gekratzt und damit sein Team vor dem erneuten Rückstand bewahrt. Doch weder er noch Schachten hatten die Bochumer Führung nach 18. Minuten verhindern können. Mimoun Azaouagh hatte sich an der Strafraumgrenze den Ball geschnappt und hatte mit einem traumhaften Heber den Ball über Benedikt Pliquett gezirkelt, der trotz seiner 199 Zentimeter Körperlänge keine Chance hatte, den Ball zu erreichen. Acht Minuten später hatte dann Schachten das erste Mal getroffen – verdient zu diesem Zeitpunkt, da St. Pauli das agilere Team war.

In der zweiten Halbzeit zogen sich die Bochumer weit zurück, überließen St. Pauli das Spiel und kamen kaum noch zu Entlastungsangriffen. Die Hamburger zeigten vor ausverkauftem Haus zwar Engagement, aber wenig Ideen, das Bochumer Bollwerk zu knacken. „Wir haben heute gesehen, dass wir nicht immer eine Abwehr auseinanderkombinieren müssen, um zu gewinnen“, freute sich Boll: „Wenn wir den Kampf annehmen, kommt der Rest von allein.“ Die von Andreas Bergmann betreute Ruhrpott-Truppe konnte mit zunehmender Spieldauer nur durch Nickeligkeiten und Fouls den Hamburger Sturmlauf stoppen.

Die Folge: Erst sah Paul Freier nach einer dreiviertel Stunde Gelbrot, Minuten später pfiff Schiedsrichter Bastian Dankert den Freistoß, der zum Siegtreffer führte. Während Bergmann, der von 2004 bis 2006 St. Pauli gecoacht hatte, sich „enttäuscht“ über eine „unnötige Niederlage“ zeigte, befand Schubert, der Sieg seiner Truppe sei „verdient“ gewesen.

Da sich die vier Erstplatzierten am Wochenende gegenseitig die Punkte abnahmen, ist der FC. St. Pauli im Aufstiegsrennen wieder voll dabei. Er verdrängte den SC Paderborn, der am Sonntag beim neuen Tabellenführer Greuther Fürth mit 1:5 unter die Räder kam von Platz vier. Am heutigen Montag spielen dann Fortuna Düsseldorf und Eintracht Frankfurt die Tabellenspitze aus. MARCO CARINI