: Keine Gnade für australische „Bali neun“
Mutmaßlichen australischen Drogenschmugglern droht in Indonesien die Todesstrafe, wenn Canberra Beweise liefert
CANBERRA taz ■ Neun jungen australischen Urlaubern droht in Indonesien die Todesstrafe, nachdem sie vergangene Woche in Bali unter dem Verdacht des Heroinschmuggels festgenommen wurden. Vier saßen bereits im Flugzeug mit Ziel Sydney, als sie verhaftet wurden. Sie hatten an ihren Körpern mehrere Kilo Heroin versteckt. Weitere vier mutmaßliche Drogenschmuggler wurden in einem Hotel verhaftet. Ein Australier, den die Polizei als Rädelsführer bezeichnet, hatte keine Drogen bei sich.
Fünf der Verhafteten erklärten, sie seien unter Androhung von Gewalt gegen ihre Familien zum Schmuggel gezwungen worden. Renae Lawrence, die einzige Frau der Gruppe, will nichts zu den Hintermännern sagen, „weil sie dann meine Familie töten und ich ohnehin schon tot bin“. Der australische Polizeikommandant Mick Keelty meinte, die neun seien „auf frischer Tat ertappt worden“. Von Australiens Behörden gesammelte Beweise würden deshalb an Indonesien übergeben. Bürgerrechtler beschuldigen Canberra, die Verdächtigen „ans Messer“ geliefert zu haben. Die Bundespolizei hätte die Gruppe auch bei ihrer Ankunft in Australien festnehmen können, so Anwalt Terry O'Gorman. Er will wissen, ob Canberra die Haltung gegenüber der Todesstrafe geändert habe oder sie jetzt gar „exportiere“. Australien hatte die Todesstrafe in den 50er-Jahren abgeschafft.
Die Regierung in Canberra weist die Vorwürfe zurück. Laut Justizminister Chris Ellison ist der Austausch von Informationen eine Sache zwischen der indonesischen und der australischen Polizei. Die Situation der Festgenommenen wurde dadurch verschlimmert, dass sie bei der Entfernung der versteckten Drogenpakete von der indonesischen Polizei gefilmt wurden und diese das Video an Fernsehsender weitergab. Damit seien die „Bali neun“ in den Augen der Öffentlichkeit bereits schuldig, meinen Rechtsexperten.
Die fragile Beziehung zwischen Canberra und Jakarta, die sich nach Jahren der Spannungen erst seit kurzem wieder etwas normalisiert, dürfte es nach Meinung politischer Beobachter kaum zulassen, dass Australien in Jakarta auf Nichtvollstreckung der möglichen Todesstrafe drängt. URS WÄLTERLIN