… DER WIENER WALD? : Halbe Hendl importieren
Eine grün-weiße Luftballongirlande schmückt das Schaufenster, drinnen drängen sich Journalisten um Putennuggets, Kartoffelspalten und Geflügelteile in süß-saurer Soße. „Ich dachte, ich krieg jetzt mal ein anständiges Brathähnchen!“, beschwert sich eine Frau. Doch keine Sorge: Auch wenn beim Neustart der Schnellrestaurantkette Wiener Wald in Berlin alles total anders und vor allem viel moderner sein soll als früher – den Klassiker gibt es noch: Das originale halbe Grillhendl ist in der Hauptstadt wieder zu haben, für 4,50 am Lehniner Platz in Charlottenburg.
Fünf Jahre ist es her, seit das letzte Restaurant in Berlin wegen Insolvenz des Eigentümers dichtmachen musste – nun sind die Hendl wieder da. „Eine Verbindung aus Tradition und Moderne“ sollen die neuen Läden sein, hochmodern auch das neueste Gericht im Sortiment: Salat! Mithilfe des angesagten Grünzeugs will man nun offenbar das Spießer-Image loswerden.
Das ist auch nötig, denn die großen Zeiten gegrillter Hendl schienen längst vorbei zu sein. In den sechziger und siebziger Jahren galt die Kette noch als Inbegriff moderner westdeutscher Kochkunst – der Werbespruch von der kalt bleibenden Küche war ebenso in aller Munde wie das gegrillte Geflügel selbst.
Doch der Erfolg stieg den Hähnchenbratern zu Kopf, die geplante Expansion in die USA war eine Nummer zu groß. Die Schulden wuchsen, lange Zeit sah es schlecht aus für die halben Hähnchen. Nun kauften die Kinder des Firmengründers die Marke zurück: Neustart. Vom amerikanischen Traum ist derweil nur noch das „Barbecuehendl“ geblieben. Modern soll das sein, und laut Werbung „das amerikanischste“ unter den Grillhendln. MAG Foto: Archiv