: „Die Fremdheit war wirklich da“
FILM Die gebürtige Niedersächsin Neele Leana Vollmar hat den Roman „Maria, ihm schmeckt’s nicht!“ verfilmt. Ein Gespräch über deutsch-italienische Klischees, Ingmar Bergman und Bremens Schönheit
Jahrgang 1978. Ihr Film „Urlaub vom Leben“, eröffnete die 39. Hofer Filmtage. Mitbegründerin der Royal Pony Film GmbHFoto: Constantin Film
taz: Frau Vollmar, Sie sind zwischen Bremen und Delmenhorst aufgewachsen und präsentieren nun Ihren neuen Film im Bremer Kino Schauburg. Haben Sie hier früher auch Filme gesehen?
Neele Leana Vollmar: Ja, das kann man so sagen. Bevor ich Auto fahren konnte, bin ich in Delmenhorst ins Kino gegangen, aber danach wurde es dann ein festes Ritual, mit einer Schulfreundin zusammen nach Bremen ins Kino zu fahren. Da gab es zwar nicht den einen prägenden Film aus meiner Jugend, aber ich habe hier vieles gesehen. Meine Mama ist ein extremer IngmarBergman-Fan, und da habe ich schon früh viele Bergman-Filme geguckt.
Ihre eigenen Filme „Urlaub vom Leben“, „Friedliche Zeiten“ und nun „Maria, ihm schmeckt’s nicht!“ verbindet, dass sie wie die Bergman’schen Protagonisten haben, die ins Fremde geworfen werden.
Er hat einfach Geschichten erzählt, die sehr nah an den Menschen waren und er hatte die Gabe, ganz feine Momente zu beobachten und zu inszenieren. Das hat mich schon immer begeistert. Auch deswegen habe ich schon früh gedacht, es wäre toll, die Menschen in andere Welten zu entführen. Und so habe ich bereits als Schülerin in den Ferien Praktika bei Studio Hamburg gemacht, wo ich dann auch später als Regieassistentin bei Fernsehserien das Handwerk gelernt habe. Als ich dann keine Lust mehr auf Serien hatte, bin ich nach Ludwigsburg gegangen, um Film zu studieren und das war die bisher schönste Zeit meines Lebens.
Aber Ihren Abschlussfilm „Urlaub vom Leben“ haben Sie dann wieder hier in Bremen gedreht.
Dafür habe ich die Ludwigsburger als Filmteam mit hergeholt. Weil der Film von der Nordmedia gefördert wurde, musste ich eh in Norddeutschland drehen. Da bot sich Bremen an, denn es ist ein schönes Gefühl, wenn man heimkehrt, um hier einen Film zu machen. Diese Stadt wurde ja im Kino noch nicht so oft gezeigt, und es war auch toll hier zu arbeiten. Wenn man in München oder Berlin drehen will, werden einem oft die Türen vor der Nase zugeschlagen, während hier alle begeistert und dankbar sind. Und ich bin stolz darauf, dass man meinem Film ansieht, was für eine schöne Stadt Bremen ist.
Ihr neuer Film ist dazu ja fast ein Gegenpol, denn den haben Sie fast komplett in Italien gedreht.
Das war eine Herausforderung: Das Team war drei bis vier Monate dort und viele konnten überhaupt kein Italienisch.
Das hört sich so an, als hätte die Arbeit am Film dessen Geschichte gespiegelt – darin geht es um einen Deutschen, der alleine in einem kleinen Dorf mit der Familie seiner italienischen Verlobten klarkommen muss.
Das war super, weil wir selber genau solche Situationen wie in dem Film erlebt haben. Wir spielen ja mit den Klischees sowohl von den Italienern wie auch mit denen von Deutschen in Italien, und so hatte wir immer vor Augen, dass diese ja auch einen wahren Kern haben. Zum Beispiel sind die Italiener tatsächlich genau wie im Film total gastfreundlich und drängen jeden, so viel zu essen, dass man denkt: Noch ein Bissen und ich sterbe.
Was steht bei Ihnen im Mittelpunkt: das Bild, die Geschichte oder die Darsteller?
Für mich ist immer die Arbeit mit den Schauspielern das Zentrum. Die technischen Sachen würde ich im Vergleich immer zurückschieben und das Wichtigste sind immer die Proben vorher. Denn wenn eine gute Geschichte emotional erzählt wird, dann funktioniert sie.
Wie haben Sie es geschafft, dass Christian Ulmen den ganzen Film über bedröppelt aussieht, dabei aber einen beeindruckenden Variantenreichtum entwickelt?
Der Christian ist ja selber mit einer Italienerin verheiratet, kann aber die Sprache nicht. Und Lino Banfi, mit dem er die meisten Szenen spielen muss, kann weder Deutsch noch Englisch, so dass sich die beiden beim Drehen nicht unterhalten konnten. Die Fremdheit, um die es im Film geht, war also wirklich da und ich finde, das kann man spüren. INTERVIEW: WILFRIED HIPPEN
Filmstart von „Maria, ihm schmeckt‘s nicht!“ ist morgen