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Archiv-Artikel

reisetipps Stettin & dahinter

Von TAZ

Stettin ist eine Reise wert, nicht nur für Schnäppchenjäger und Zahnarzttouristen, die seit langem in Scharen kommen. Im restaurierten Schloss der pommerschen Herzöge hat man sich deshalb auf deutsches Publikum eingerichtet. Viele Opernaufführungen finden auf Deutsch statt, mit Erfolg, wie die zahlreichen deutschen Autokennzeichen auf dem Parkplatz zeigen.

Den schönsten Blick auf die Oder hat man von den Wały Chrobrego, den Hakenterrassen. Die repräsentative Anlage am Steilufer wurde 1907 von Bürgermeister Hermann Haken errichtet. Heute befinden sich dort u. a. das Schifffahrtsmuseum, Cafés und Restaurants.

Ebenfalls an der Oder gelegen ist die „Neue Altstadt“ von Stettin. In den 90er-Jahren hat man mit dem Aufbau der zerstörten Quartiere rund um das Alte Rathaus begonnen, nun ist man fast fertig. Auch wenn die postmodernen Bauten auf historischen Parzellen für viele gewöhnungsbedürftig sind, lohnt der Besuch, auch wegen der Geschäfte und Cafés.

Wer in Stettin Berlin-Feeling sucht, ist am Plac Grundwaldzki richtig. Die Mietskasernen entlang der sternförmig angelegten Straßen erinnern an Kreuzberg und Prenzlauer Berg. Kein Wunder, geht die Anlage der Stettiner Neustadt doch auf James Hobrecht zurück, den Stadtbaumeister, der auch Berlin mit seinem „Hobrecht-Plan“ die typische Gestalt verliehen hat.

Vom Wasser aus ist Stettin besonders schön. Mit der „MS Dziewanna“ kann man eine Hafenrundfahrt unternehmen oder ins Naturparadies Dabie-See schippern. Weitere Informationen unter www.statek.pl. Stadtführungen bietet auch die Firma MTM von Matthias Enger.

Von Stettin bis zur Ostsee sind es noch 100 Kilometer. Am besten fährt man im Sommer mit dem Zug in Richtung Wolin und Swinemünde. Wolin ist die Schwesterinsel von Usedom und hat eine Nationalpark mit Wisenten. Als „Nizza der Ostsee“ wird Międzyzdroje manchmal genannt. Das ist übertrieben. Zweifellos aber ist das Ostseebad eines der beliebtesten und im Sommer auch überfülltesten an der polnischen Ostseeküste. Dafür bekommt man aber ausgedehnte Sandstrände, schnörkelloses Touristenleben und – noch immer – preiswerte Unterkünfte.

Swinemünde ist die Endstation des Zugs. Der Hafen an der Mündung der Swine wurde schon unter Friedrich dem Großen angelegt, bekam seine Bedeutung aber erst durch die Errichtung der Kaiserfahrt, eines Kanals, der seitdem den kürzesten Weg vom Haff zum Meer bildet. Im Krieg zerstört, wurde Swinoujscie in den 80er- und 90er-Jahren wieder aufgebaut und ist heute die unbestrittene Metropole zwischen Usedom und Wolin.

Eine Alternative zum Rummel an den Ostseestränden sind gerade im Hochsommer die einsamen Strände am Stettiner Haff. TAZ