: Der Terror wächst immer schneller
Zwei neue Terrorberichte der US-Regierung verzeichnen für 2004 deutlich mehr Anschläge weltweit als zuvor – was aber nur an veränderten Zählmethoden liege
WASHINGTON afp/taz ■ Die weltweiten Anstrengungen im Kampf gegen den Terrorismus haben einer Bilanz des US-Geheimdiensts CIA zufolge die Gefahr im vergangenen Jahr nicht verringert. Im Jahr 2004 seien 1907 Menschen bei 651 Terroranschlägen getötet worden, heißt es in einem am Mittwoch veröffentlichten Bericht des CIA-eigenen Nationalen Zentrums für Terrorbekämpfung (NCTC).
Mehr als die Hälfte der 2004 weltweit registrierten Terroranschläge wurde den Angaben des NCTC zufolge in Südasien verübt. Bei den 327 Anschlägen in der Region seien 502 Menschen getötet worden. Krisenherd Nummer eins sei hier die zwischen Indien und Pakistan umstrittene Region Kaschmir. Die meisten Toten wurden im Nahen Osten verzeichnet, wo im vergangenen Jahr 726 Menschen bei 270 Anschlägen starben.
Die Einzelanschläge mit den schwersten Folgen wurden dagegen in Europa verübt, wo den Angaben zufolge bei nur 24 Anschlägen 636 Menschen ums Leben kamen. Hier fielen vor allem die Anschläge auf Pendlerzüge in Madrid mit 191 Toten und die Geiselnahme in einer Schule im russischen Beslan mit mindestens 340 Toten ins Gewicht.
Im Jahr 2003 waren nur 208 Anschläge mit 625 Toten registriert worden. Ein direkter Vergleich mit den Zahlen von 2004 sei aber nicht zulässig, sagte NCTC-Direktor John Brennan. Im abgelaufenen Jahr sei viel intensiver Material über Anschläge weltweit zusammengetragen worden als 2003, auch sei die Zählmethode geändert worden. Das bezweifelte allerdings der demokratische Kongressabgeordnete Henry Waxman aus Kalifornien. In einem Brief an Außenministerin Condoleezza Rice schrieb er, noch beim internen Briefing des NCTC für Abgeordnete sei berichtet worden, dass die Methodik genau dieselbe gewesen sei wie im Vorjahr.
Ein gesondert veröffentlichter Länderreport des Außenministeriums, der zunächst nicht hatte veröffentlicht werden sollen, kam zu dem Schluss, dass die weltweite Terrorgefahr immer noch „bedeutend“ sei. Der Bericht benennt Iran, Kuba, Nordkorea und Syrien als Länder, deren Regierungen den Terrorismus aktiv unterstützen. Die größte Gefahr gehe vom Iran aus, welcher „der aktivste staatliche Unterstützer des Terrorismus 2004“ sei, urteilen die Verfasser des Berichts.