: Wie geht es uns, Herr Küppersbusch?
Von der Union werden noch ungeahnte kapitalismuskritische Detonationswellen ausgehen. Keine Sorge, die Würde des Arbeiters bleibt unangetastet. Das hat er am 1. Mai auf Weisung des Deutschen Gewerkschaftsbunds allen gezeigt
Was war schlecht in der letzten Woche?
Union fliegt explosionsartig auseinander in Münteferings Kapitalismuskritik.
Was wird besser in dieser?
Union fliegt explosionsartig auseinander unter Merkels Müntefering-Kritik.
Der DGB beging den 1. Mai mit dem Motto „Du hast Würde. Zeig sie“. Müssen wir uns um den DGB noch mehr Sorgen machen als ohnehin?
Nein, das Motto ist erstmals mitbestimmt. Arbeitslose zum Beispiel dürfen „Du hast Zeit, würge sie“ skandieren. In voller Länge: „Du bist mehr. Mehr als eine Nummer. Mehr als ein Kostenfaktor. Du hast Würde. Zeig sie!“ will der DGB das Motto bei Jamba als längsten Klingelton der Welt anbieten („Hol dir den esoterischen Proll!“). Nächstes Jahr soll eine Diätmargarine das DGB- Motto sponsern („Ich will so bleiben wie ich bin!“).
Müntefering hat eine Liste mit Unternehmen verfasst, die er für „Heuschrecken“ hält – die also andere Unternehmen aufgekauft, Profit gemacht und Leute entlassen haben. Ist das Diffamierung oder Aufklärung?
Eben reklamierte die taz noch das Tierverbotsmonopol bei Joseph Goebbels, da veröffentlicht die Welt bereits folgenden Keese: „Wie Schröder und Eichel hat er (= Müntefering) das Geld der angloamerikanisch-jüdischen Kapitalisten gern genommen.“ Müntefering muss sich also auf einen unehrenhaften Rauswurf aus der NSDAP einrichten, während Westerwelle mit Vorschlägen zur „Entmachtung der Gewerkschaften“ dorthin immerhin koalitionsfähig bleiben möchte. Hauptsache die Kernfrage wird nicht diskutiert: Gewinnmaximierung durch Massenentlassungen ist kein Ausrutscher, sondern innere Logik dieses Wirtschaftssystems.
Am Donnerstag findet der FDP-Bundesparteitag statt. Manche wollen die Liberalen als Bürgerrechtspartei gegen den „rot-grünen Interventions- und Überwachungsstaat“ wiederbeleben. Ein aussichtsreiches Unterfangen?
Die FDP hat ihre eigene Ausländerbeauftragte Schmalz-Jacobsen erbarmungslos niedergestimmt – mit Kohl, gegen ein modernes Staatsbürgerrecht; und sie hat ihre eigene Justizministerin aus dem Amt gemobbt, mit Kohl, gegen das Verfassungsgebot „Unverletzlichkeit der Wohnung“. Das ist ja, als würden die Grünen der SPD beim Waffenkaufen helfen, um des schieren Machterhalts.
Ist Westerwelle am Samstag noch Parteivorsitzender?
Ja.
Warum bleibt er es, obwohl ihn kaum noch jemand stützt?
Die FDP hat kein annähernd ähnlich wirksames Polarisierungsmittel.
Können wir, mit Blick auf die NRW-Wahl, darauf hoffen, dass die FDP diesmal unter die fünf Prozent rutscht? Oder sind das die letzten verzweifelten Versuche von Rot-Grün, nicht schon zwei Wochen vor der Wahl alle Hoffnung fahren zu lassen?
Westerwelle ist das Großplakat-Thema in NRW, Ingo „Florida“ Wolf ungefähr so bekannt wie sein legendärer Vorgänger Joachim Schulz-Thornau. Die FDP hat kein vorzeigbares Personal, das beantwortet auch die Frage nach Westerwelles Unersetzlichkeit auf Bundesebene. Rüttgers ist nicht gerade auf dem Weg zur absoluten Mehrheit, also wird’s für die No-name-Liberalen knapp reichen.
Am Dienstag ist Welttag der Pressefreiheit. Wie steht es denn hierzulande damit? Alles im Lot?
Das dräuende Duopol aus Springer und Bertelsmann im Markt der elektronischen Medien ist, bei aller Kritik, das beste Argument für den Erhalt der Öffentlich-Rechtlichen. Im Printmarkt wird mehr abgeholzt, als das Internet kurzfristig auffangen kann.
Muss man sich sorgen, dass Springer Sat1 und Pro7 übernimmt? Ist das zu viel Meinungsmacht in einer Hand?
Im Mutterland des Marktradikalismus, in den USA, sind solche Überkreuzmonopole aus Print- und elektronischen Medien schlicht gesetzeswidrig.
Und was macht Borussia Dortmund?
2:2 gegen die bereits abgestiegenen Freiburger ist als Verbeugung vor der langjährigen Fanfreundschaft zwischen beiden Clubs zu deuten. Wir sind ja keine Heuschrecken.
FRAGEN: SR