ANNE HAEMING DER WOCHENENDKRIMI
: Die Stimmung ist graublau

Am Ende macht Franz Leitmayr einen Kopfstand auf der Straße vor seinem Haus. Aber es hilft nichts. Besser sieht die Welt durch den Perspektivenwechsel nicht aus.

Er hat aber auch ein paar wirklich beschissene Tage hinter sich, von den pfeifenden Zahnschmerzen mal abgesehen. Erst bekommen Leitmayr (Udo Wachtveitl) und Kollege Batic (Miroslav Nemec) eine junge naive Kollegin als Praktikantin zugeteilt, dann wird er in einem verlassenen Gehöft von einem Typ mit Revolver bedroht, der Minuten zuvor eine Frau in die Luft gejagt hat. Leitmayr schießt den Mann aus Notwehr ins Koma, um sich und die Kollegin zu retten, die Interne Ermittlung will ihn aus dem Dienst entfernen. Und dann stellt sich noch heraus, dass er die Familie des Revolvermannes kennt.

So fertig sah Leitmayr lange nicht aus. Auch der Film erscheint in depressivem Graublau. Der herrlich spannende BR-Tatort „Der traurige König“ (Regie: Thomas Stiller, Buch: Magnus Vattrodt und Jobst Oetzmann) ist eine Geschichte über Familienliebe und Gentrifizierung am Beispiel einer alten Münchner Eisenwarenhandlung. Es geht um die Existenz, bei der Familie wie bei den Kommissaren. Kein Wunder, wenn einem die Nerven durchgehen: Es wird gebrüllt, dass es eine Freude ist.

Dass Batic und Leitmayr in ihrer Stoffeligkeit glänzen können, liegt auch am Sidekick in Gestalt der jungen Kollegin (Sylta Fee Wegmann). Anfangs ein Mäuschen, das einer angehenden Polizistin unwürdig über „die armen Leute“ schluchzt, ermittelt sie bald schlau, findet neue Spuren. Doch die beiden Kommissare agieren, wie es sich für eine männerdominierte Behörde gehört: Die Herren der Schöpfung ziehen alleine los, diese Machos.

Nicht täuschen lassen: Zwanzig Minuten vor Schluss denkt man, es sei alles aufgeklärt – von wegen! Die Last-Minute-Wendung ist wirklich großes Kino, versprochen.

 München-„Tatort“: „Der traurige König“; So., 20.15 Uhr, ARD