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Archiv-Artikel

NRW will aktive Väter fördern

Rechtzeitig zum morgigen Muttertag fordert NRW-Familienministerin Fischer aktive Väter. Dafür fehlten allerdings Vorbilder aus der Politik, sagen die Gewerkschaften

DÜSSELDORF taz ■ Väter sollen ihre Kinder erziehen, sagt NRW-Familienministerin Birgit Fischer (SPD). Statt Blumen sollten Väter am Muttertag ein „richtiges Geschenk“ machen. „Ein richtiges Geschenk wären aktivere Väter, die sich das ganze Jahr über stärker für die Familie engagieren“, sagte Fischer am Freitag in Düsseldorf. Dabei appellierte sie auch an die Wirtschaft, familienfreundlichere Arbeitszeiten für Männer zu schaffen.

Nur drei Prozent der Männer reduzieren nach der Geburt ihres Kindes ihre Arbeitszeit, aber nahezu alle Frauen. Ministeriumsangaben zu Folge wollen mehr als drei Viertel der Väter Teilzeit arbeiten. Hier seien an erster Stelle die Unternehmen gefordert, sagte Fischer.

Die Gewerkschaften hingegen sehen auch die Politiker in der Verantwortung. „Politiker müssen Vorbilder schaffen“, sagt Carmen-Tietjen, Landesfrauensekretärin beim DGB NRW. Fast alle hätten Kinder, aber niemand würde davon etwas bemerken, weil ihre Frauen ihnen den Rücken frei hielten. Sie erinnert an einen Frankfurter Oberbürgermeister, der vor zehn Jahren für Schlagzeilen sorgte, als er Teilzeit arbeiten wollte. „Das wäre ein echter Knaller.“

Tietjen appelliert aber ebenso an Unternehmen, teilzeitarbeitende Väter als Normalität zu akzeptieren. „Väter werden immer noch komisch angeguckt, wenn sie sich um ihre Kinder kümmern wollen“, sagt Tietjen. Eine weitere Tradition verhindere den aktiven Vater: Frauen verdienen durchschnittlich ein Drittel weniger als Männer. „Männer sind für‘s Familieneinkommen zuständig“, sagt Tietjen.

Im Vorfeld zur Kampagne hatte das NRW-Familienministerium die Studie „Väterarbeit in NRW – Bestandsaufnahme und Perspektiven“ in Auftrag gegeben, für die 170 Einrichtungen befragt wurden. Danach werden vor allem Geburtsvorbereitungskurse und Vater-Kind-Wochenenden angeboten, berufliche Angebote sind die Ausnahme. Das Ministerium will nun eine Schulung für Kursleiter entwickeln. Damit sollen mehr Männer als Dozenten für die Familienbildung gewonnen werden. Auch die vor fünf Jahren ins Leben gerufene Väterkampagne „Verpass‘ nicht die Rolle deines Lebens“ soll weiterentwickelt werden. In Broschüren und im Internet können sich Väter über ihre Rechte zur Teilzeitarbeit informieren.

ANNIKA JOERES