lokalkoloratur
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Wenn irgendwo die Luft brennt und der Haussegen schief hängt, man die Spannung greifen und eine Stecknadel fallen hören könnte, tritt mancher den Gang nach Canossa an, andere erwägen den Rubikon zu überschreiten, während noch andere bloß den schwarzen Peter weiterschieben. Mit solchen Floskeln macht man sich einen sicherlich kaum zum Freund: Wolf Schneider, den Doyen der Formulierkunst, den Sprachpapst zu nennen für viele zum guten Ton gehört. Einen Namen gemacht hat sich der frühere Chefredakteur und TV-Moderator gerade auch mit seinen zwischen zwei Buchdeckel gebrachten, sprachkritischen Abhandlungen, darunter so manches veritable Standardwerk. Wenn Schneider, der bis zum heutigen Tag landauf, landab Menschen beibringt, wo der Stil-Bartel den Most holt, am heutigen Sonnabend den 80. Geburtstag feiert, dann tut er das in einer Gesellschaft der „Heißluftplauderer“ – und in dem Wissen, dass es noch ein langer Weg ist, bis es heißt: Alles ruhig an der Sprachfront. aldi