: Mädchen debattieren besser
Zwei Schülerinnen haben sich als bremische Landesmeister bei „Jugend debattiert“ durchgesetzt und fahren erst zur Meister-Schulung, dann nach Berlin
Lernen hat viel mit Wetteifer zu tun – dieser Gedanke aus dem Sport hält mehr und Mehr Einzug in die aktuelle Pädagogik. Es gibt nicht nur sportliche Wettkämpfe, sondern auch eine „Mathe-Olympiade“, Jugend forscht - und „Jugend debattiert“. Im Jahr 2001 hat die Hertie-Stiftung in Hessen diesen Wettbewerb ins Leben gerufen und stieß dabei von Anfang an auf große Resonanz. Die Regeln sind klassisch: Es wird eine Frage gestellt, auf die mit „Ja“ oder „Nein“ zu antworten ist, die Diskutanten bekommen eine Woche vorher gesagt, zu welcher Frage sie die „Nein“- oder die „Ja“-Seite vertreten sollen. Es geht nicht unbedingt nur um die eigene Überzeugung, sondern darum, wie man mit ein paar Tagen Vorbereitung eine bestimmte Position überzeugend begründen kann.
„Soll ein Vaterschaftstest ohne Einwilligung der Mutter durchgeführt werden?“ war bei den diesjährigen bremischen Landesmeisterschaften vor einer Woche die Preisfrage für die Altersgruppe I (8.-10. Klasse). Er habe am Anfang die „Ja“-Seite vertreten, gestand Nils Bornscheuer vom Alten Gymnasium, sei „Nein“ zugeteilt worden und habe sich dann bei der Vorbereitung aber so mit der „Nein“-Position angefreundet, dass er inzwischen voll davon überzeugt sei. Gegen die zwei Jahre älteren Teilnehmerinnen der „Ja“-Seite, Mara Lüddens vom Schulzentrum Ronzelenstraße und Alexandra Neubert vom Schulzentrum Willakedamm, hatte er keine Chance. Die Jury kürte Mara Lüddens (16) zur Bremischen Landessiegerin – sie darf zum Bundeswettbewerb nach Berlin fahren. Die SchülerInnen-Debatte – streng auf 24 Minuten begrenzt – musste sich hinter Debatten von Erwachsenen in Fernseh-Talkshows in keiner Weise verstecken. „Sabine-Christiansen-Stil“ war für die Jury sogar eine Metapher für Kritik – so soll es nicht sein. Der jüngste der TeilnehmerInnen, Nils, musste sich auch sagen lassen, man merke ihm an, dass er angelesene Argumente übernehme. Diese Kritik hätten die Veranstalter allerdings auch auf sich beziehen können – die Fragestellung hatte mit der Lebenswirklichkeit der SchülerInnen aus den Klassen 8-10 so wenig zu tun, dass der eigene Zugang zu der Frage nicht ausgeprägt sein konnte.
In der Altersgruppe der Sekundarstufe II (11.-13. Klasse) gewann die 18jährige Berit Mohrmann vom Schulzentrum Utbremen, Christoph Renken vom Alten Gymnasium Bremen kam auf Platz zwei. „Sollen in Bremen und Bremerhaven Fahrverbote bei Überschreitung der zulässigen EU-Grenzwerte für Feinstaub erlassen werden?“, war da das Thema. „Ich musste zwar in der Debatte gegen meine eigene Überzeugung gegen den Vorschlag sein, dennoch habe ich wohl auch so überzeugen können“, meinte Berit Mohrmann. Sie stand schon im letzten Jahr im Bremer Landesfinale, damals ohne den großen Erfolg.
Im laufenden Schuljahr haben sich rund 1.300 SchülerInnen in Bremen ab der Klasse 8 an den Vorausscheidungen des Landeswettbewerbs Jugend debattiert beteiligt. Die Finalisten des Landeswettbewerbs erhalten dreitägige Profi-Trainings, bevor sie im Juni nach Berlin fahren. kawe www.jugend-debattiert.ghst.de