: Sanieren oder schließen
KULTUR Das Schifffahrtsmuseum leidet unter großem Besucherschwund. Jetzt werden 42 Millionen investiert, damit es nicht dichtgemacht werden muss
Deutlich „unter Plan“ lagen zum Ende des vergangenen Jahres die Besucherzahlen in vielen Bremer Museen. Das wurde gestern in der Kulturdeputation bekannt.
■ Die Vorgaben nicht erreicht hat das Museum Weserburg, das Focke-Museum sowie das Überseemuseum, das mit dem Erfolg seiner „Vodou“-Ausstellung die dürftige Resonanz des ersten Halbjahres nicht kompensieren konnte.
■ Die Erwartungen deutlich übertroffen hingegen hat das Gerhard Marcks-Haus.
■ Über dem Soll liegt auch die Nachfrage beim Tanztheater, im Moks, der Bremer Shakespeare Company sowie bei den Bremer Philharmonikern und der Kammerphilharmonie. (taz)
Einen massiven Besucherrückgang vermeldet das Deutsche Schifffahrtsmuseum (DSM) in Bremerhaven: Im vergangenen Jahr wurden dort rund 40.000 Menschen weniger gezählt als geplant. Das entspricht einem Rückgang von mehr als einem Viertel. Zwar kamen zuletzt deutlich mehr Schulklassen, doch insgesamt erreichte die Besucherzahl 2011 nur noch mühsam den sechsstelligen Bereich. Das wurde gestern in der Kulturdeputation bekannt – die dann auch gleich das Sanierungsprogramm für das DSM absegnete. Zum Vergleich: Das Auswandererhaus nebenan zieht doppelt so viele BesucherInnen an, ins Klimahaus kamen im vergangenen Jahr sogar gut 700.000.
Bis 2020 sollen insgesamt 70 Millionen Euro ins DSM fließen – ursprünglich war sogar von 100 Millionen Euro die Rede. Die Investitionen zahlen jeweils zur Hälfte der Bund sowie Bremen und Bremerhaven. Sie sollen dem DSM – einem von acht Forschungsmuseen der Leibniz-Gemeinschaft – den Rang eines nationalen Forschungsmuseums erhalten. Das hat seinen Preis: Allein bis 2016 muss Bremen 21 Millionen Euro aufbringen, die ersten fünf davon noch im laufenden Jahr.
Die Gesamtanlage des 1975 eröffneten DSM mit dem seinerzeit sehr modernen, für andere maritime Museen in Europa vorbildlichen Bau des Architekten Hans Scharoun steht seit 2005 unter Denkmalschutz. Das Museum hat heute jedoch einen „extremen Sanierungsstau“, wie es in einem Papier des Kulturressorts heißt, am Dach und der Fassade ebenso wie beim Brandschutz, der Hygiene und der Sicherheit. Wenn hier nichts unternommen werde, müsse das Museum „über kurz oder lang“ ganz schließen, so das Ressort.
Auch die völlig überholte und veraltete Dauerausstellung wird neu konzipiert. Ferner entsteht auf 2.500 Quadratmetern ein Schaumagazin – dies gehört zu den Kernforderungen einer wissenschaftlichen Evaluation von 2007. Das bisherige Magazin liegt unterhalb der Hochwasserlinie, die Exponate darin seien einer „ständigen Gefährdung“ ausgesetzt.
Über weitere Bauabschnitte nach 2016 müssten noch Gespräche geführt werden, heißt es. Sie sind laut Kulturressort zum Erhalt des Forschungsstatus „vorerst nicht zwingend“. Und auch so erteilte die Bundesregierung im August dem Haus den Auftrag, den Meeresboden in der Nordsee archäologisch zu erforschen. Jan Zier