: S-Bahn bleibt draußen
Toll, was der Nord-Süd-Tunnel am Lehrter Bahnhof kann: Berlin und Brandenburg rücken doch noch zusammen
Auch wenn die flotte Länderfusion längst begraben ist, rücken Berlin und Brandenburg näher aneinander heran. Möglich macht’s der Nord-Süd-Tunnel am Lehrter Bahnhof, der ab Mai 2006 befahren wird. Die Öffnung sei „ein Meilenstein für einen besseren Nahverkehr beider Länder“, sagte Brandenburgs Verkehrsminister Frank Szymanski (SPD) gestern. Für die Brandenburger verkürzten sich die Reisezeiten auf Nord-Süd-Routen um 20 bis 40 Prozent.
Der Grund: Mit Inbetriebnahme des neuen Hauptbahnhofs pünktlich zur Fußball-WM müssen Bahnlinien aus Nord und Süd nicht mehr wie bisher über den Berliner Außenring auf die Stadtbahn geführt werden. Auch Hans-Werner Franz, Geschäftsführer des Verkehrsverbundes Berlin-Brandenburg, prophezeit ein „noch leistungsfähigeres Regionalexpress- und Regionalbahnsystem“. Neben den Linien RE 1 bis RE 5 sollen zwei zusätzliche Linien durch den Knotenpunkt Berlin fahren, um den Flughafen Schönefeld besser anzubinden. Der RE 7 schafft eine Direktverbindung zwischen Hauptstadt und Teltow-Fläming.
Unterdessen verteidigte Bahnchef Hartmut Mehdorn die geplante Streichung von Fernverkehrsverbindungen am Bahnhof Zoo. Berlin habe mit dem Lehrter Bahnhof, Papestraße, Spandau, Ostbahnhof und Gesundbrunnen fünf moderne Großbahnhöfe, der 120 Jahre alte Bahnhof Zoo sei eigentlich kein Fernbahnhof. „Der Bahnhof ist gefährlich. Wenn er voll ist, müssen wir zusätzliches Personal einsetzen.“ Die endgültige Entscheidung sei aber noch nicht gefallen, so Mehdorn.
Durch den Nord-Süd-Tunnel wird aber bis auf weiteres keine S-Bahn fahren. Die grüne Bundestagsabgeordnete Franziska Eichstädt-Bohlig hatte gefordert, Gleise mit Gleichstrom für S-Bahnen auszustatten oder Zweisystem-S-Bahn-Züge einzusetzen, die auch den Wechselstrom der Fernbahngleise nutzen können. „Der Lehrter Bahnhof wird über Jahre ein Hauptbahnhof im Niemandsland bleiben. Dies liegt auch daran, dass die Bahn AG und das Land Berlin sich einer praktikablen Lösung für eine Nord-Süd-S-Bahn-Anbindung verweigern“, so Eichstädt-Bohlig. Die Bahn lehnte beide Vorschläge gestern ab. Ersteres sei mit über 100 Millionen Euro Mehrkosten zu teuer, Letzteres sprenge die Kapazitätsgrenzen. Stattdessen soll ab 2009 ein erster Abschnitt der S 21 zwischen Lehrter Bahnhof und Nordring in Betrieb gehen. US