: „Solidarität zeigen“
SCHLECKER-PLEITE Gewerkschaft Ver.di ruft zur Soli-Kundgebung auf – aber sicher nicht für den Chef
■ 61, Fachsekretär Handel bei Ver.di im Bezirk Bremen-Nordniedersachsen.
taz: Herr Schmid, warum soll ich mich für schlecht bezahlte Jobs und miese Arbeitsbedingungen einsetzen?
Richard Schmid: Wer sagt denn, dass die Jobs schlecht bezahlt sind? Schlecker bezahlt nach Tarifvertrag. Ich wäre froh, wenn wir in anderen Betrieben des Einzelhandels diese Tarife hätten.
Das sah mal anders aus …
Die Mitarbeiterinnen haben über Jahre für ihre Rechte gekämpft. Es gab immer wieder Versuche von Schlecker, diese Tarifverträge zu unterlaufen.
Also hat sich Schlecker gebessert?
Das will ich nicht behaupten. Aber die Führung hat begriffen, dass sie mit Dumpinglöhnen und Betrügereien die Mitarbeiterinnen nicht aufs Kreuz legen kann. Anton Schlecker ist immerhin vorbestraft.
Wen erwarten sie morgen bei der Kundgebung?
Beschäftigte, die von Arbeitslosigkeit und einer ungewissen Zukunft bedroht sind. Außerdem Leute, die Solidarität zeigen. Es geht um Solidarität mit den Beschäftigten und nicht um Solidarität mit Anton Schlecker.
Was sagen die Kunden?
Um Schlecker ist es vielen nicht schade. Die Mitarbeiterinnen sind aber den meisten nicht egal. Ein Arbeitgeber, der die Beschäftigten schikaniert, schlecht bezahlt und bespitzelt hat, ist an seinem schlechten Image selber Schuld. Dies ist einer der Gründe für die jetzige Situation.
Wie funktioniert die Kommunikation mit der Firmenleitung?
Die Kommunikation mit dem Insolvenzverwalter ist sehr gut, da können wir uns nicht beschweren. Es gibt zurzeit harte Verhandlungen. Unser Ziel ist der Kampf um jeden Arbeitsplatz: Dazu brauchen wir die Unterstützung der Politik.
Und die bleibt noch aus?
Wer Milliarden für Banken ausgibt, der muss für die 25.000 Schlecker-Beschäftigten auch ein paar Cents übrig haben. Schlecker betreibt bundesweit Filialen und es sind zig Landesregierungen betroffen. Diese Dezentralität ist ein großes Dilemma. INTERVIEW: TDI
15 Uhr, Gröpelinger Heerstr. 171