Krieg der Vergewaltigung

SEXUELLE GEWALT Hunderttausende Frauen sind im Kongo Opfer sexueller Verbrechen. Jetzt sagt US-Außenministerin Hillary Clinton der Gewalt endlich den Kampf an

BERLIN taz | Regine Hwajikwara (Foto) wurde in ihrer Hütte im Osten des Kongo von sechs ruandischen Hutu-Milizionären vergewaltigt, von einem nach dem anderen. Die Angreifer warfen ihr Baby unter das Bett und zwangen die acht anderen Kinder, zuzuschauen. Dann nahmen sie Regine mit in den Busch, zusammen mit ihrer kleinen Schwester. Auch sie wurde mehrmals vergewaltigt und bat schließlich um eine Pause. „Du kriegst deine Pause“, sagten die Milizionäre und brachten sie um.

Sechs Jahre ist das her, aber solche Verbrechen geschehen bis heute. Jede Woche, so schätzen Hilfswerke, fallen im Osten der Demokratischen Republik Kongo 400 Frauen unvorstellbar brutalen sexuellen Übergriffen zum Opfer, begangen von Soldaten und Milizionären aller Fraktionen; seit Kriegsbeginn 1996 sind es nach konservativen UNO-Schätzungen mindestens 200.000. Die UNO betreut im Ostkongo derzeit 78.000 Überlebende sexueller Übergriffe; im Tschad, wo Flüchtlinge aus Sudans Kriegsregion Darfur leben, sind es über 40.000.

„Dies ist eine der großen Gräueltaten der Menschheit“, sagte US-Außenministerin Hillary Clinton, bevor sie gestern als bisher höchstrangige Politikerin der Welt das ostkongolesische Goma mit dem ausdrücklichen Ziel besuchte, Opfer sexueller Gewalt zu treffen und das Thema auf die internationale Tagesordnung zu setzen. Sie wolle auf Kongos Machthaber Joseph Kabila „sehr großen Druck“ ausüben, damit er die Übergriffe beende, für die neben den ruandischen Hutu-Milizen im Ostkongo auch Kongos Regierungsarmee verantwortlich ist. „Die Regierung in Kinshasa muss mehr tun“, so Clinton. In Goma kündigte sie ein umfangreiches Hilfspaket an, unter anderem für den Aufbau einer Spezialpolizei. D.J.

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