SOUNDTRACK

Hier gibt jemand einem viel verschmähten Instrument wieder etwas Würde zurück. Ted Milton gründete Blurt bereits 1979. Seitdem ist der Saxophonist aus dem englischen Stroud verlässlich zur Stelle, wenn es darum geht, dem Post-Punk das Abseitige und Inkommensurable zu bewahren. Das Gerüst der Lieder weicht von den Konstruktionsprinzipien von Bands wie etwa Gang of Four nicht wesentlich ab. Ein stoisch vor sich hinpluckerndes Schlagzeug hält den Laden zusammen, eine – zwangsläufig hypnotisierende – Gitarre testet die Schmerzgrenzen der Repetitivität aus. Und weil das zusammen so eine schöne feste Form ergibt, kann sich Milton darauf mit seinem Saxophon bewegen, wie einer, der sich von niemandem sagen lassen muss, wie man dieses Instrument einsetzt. Es tut weh, es ist faszinierend, es ist eigentlich: Jazz, weshalb Milton folgerichtig auch den Begriff Jazz-Punk für sich reklamiert. Do, 15.3., 21.45 Uhr, Fundbureau, Stresemannstraße 114

„Indietronic“ ruft man, seitdem der „Indiepop“ die Schmusegitarre zur Seite gelegt und sich ordentlich elektrifiziert hat. In einem kaum überschaubaren Meer an seitdem entstandenen Bands konnten We have Band zumindest so weit herausragen, dass man sie mitsamt ihres ersten, eher noch sehr kantigen Versuchs nicht gleich wieder vergaß. Das zweite Album des gemischten Trios rollt im Vergleich dazu mehr. Auf „Ternion“ bleibt es rhythmusorientiert, aber groovt mehr, es knarzt ordentlich, aber dies auf organische Weise, man hat die späten New Order angehört, aber gerät im Sound doch voller – es ist aber doch auch etwa sehr butterweich geraten. So, 18. 3., 20 Uhr, Knust, Neuer Kamp 30

Wenn man mal bei Interpol vorbeischaut, ihnen den Übungsraum aufräumt, ein paar Effektgeräte verschwinden lässt, dann noch einen dalässt, der nicht von Indierock, sondern elektronischer Tanzmusik musikalisch sozialisiert wurde, dann können sich Interpol auch gleich umbenennen. Zum Beispiel in Who made Who. Dies nur mal so als kleine Vorstellung. Streit um Namens- und Urheberrechte sind allerdings vorprogrammiert, denn in Dänemark residiert bereits eine Band, die genau diesen Namen trägt und in etwa so klingt, als hätte man Bands wie die coolen New Yorker ihres sphärischen Untertons beraubt und sie einige Runden über Tanzflächen drehen lassen. Die tendenziell düstere, präzise und scharf angelegte und stark tanzbare Sache firmiert unter dem Sammelbegriff „Disco-Punk“. Was sie mit Punk zu tun haben soll, ist weitgehend unklar. Der Bezug zu Disco ist dafür umso offensichtlicher. T-Shirt zum Wechseln mitbringen oder gleich nackt kommen. So, 18. 3., 20 Uebel & Gefährlich, Feldstraße 66 NILS SCHUHMACHER