piwik no script img

Archiv-Artikel

Polizei macht sich in der Rockerszene breit

UNTERSUCHUNG Nach dem Mord an einem Ex-Hells-Angel kontrollieren die Beamten Treffpunkte

Nach dem Mord im Berliner Rockermilieu gibt es weiterhin keine Spur von den Tätern. Trotz intensiver Ermittlungen in der Szene habe man bislang keinen konkreten Tatverdacht, teilten Polizei und Staatsanwaltschaft am Sonntag mit. Auch ein bewaffneter 38-Jähriger, der am Samstagabend festgenommen wurde, ist wieder auf freiem Fuß. Gegen ihn wird derzeit lediglich wegen verbotenen Waffenbesitzes ermittelt.

Im Stadtteil Hohenschönhausen war in der Nacht zum Freitag ein 33-jähriger Mann auf offener Straße erschossen worden. Die Polizei vermutet einen Zusammenhang mit den gewalttätigen Konflikten zwischen verfeindeten Rockerbanden. Das Opfer soll ein ehemaliges Mitglied der Hells Angels sein, das zu den konkurrierenden Bandidos übergelaufen war.

Laut Zeitungsberichten kommen aber auch andere Tatmotive infrage. So soll der 33-Jährige möglicherweise wegen hoher Schulden getötet worden sein. Zudem sei das Opfer verdächtigt worden, als Polizeispitzel zu arbeiten, was ein Polizeisprecher am Sonntag jedoch als „aus der Luft gegriffen“ zurückwies: „Es handelte sich nicht um einen Polizeispitzel.“

Um Racheakte zu verhindern, zeigte die Berliner Polizei am Wochenende verstärkte Präsenz vor den einschlägigen Szenetreffpunkten und intensivierte im gesamten Stadtgebiet die Personen- und Fahrzeugkontrollen. Dabei wurde am Samstagabend ein 38-jähriger Mann vorübergehend festgenommen, der eine Schusswaffe bei sich trug. Eine kriminaltechnische Untersuchung soll jetzt klären, ob es sich dabei um die Tatwaffe handeln könnte. Mit einem Ergebnis wird für Montag gerechnet.

Das 33-jährige Opfer war in der Ernst-Barlach-Straße von Unbekannten angegriffen worden. Stark blutend schleppte sich der Mann noch rund 200 Meter bis in die Egon-Erwin-Kisch-Straße, wo er zusammenbrach und starb. Die Obduktion ergab, dass er an einer Schuss- und einer Stichverletzung verblutet ist.

Ohne Zwischenfälle verlief unterdessen ein traditionelles Rockertreffen am Helenesee bei Frankfurt (Oder). Nach Polizeiangaben feierten die rund 600 Besucher – darunter 220 Biker – absolut friedlich. Rockergangs rivalisieren deutschlandweit seit Langem miteinander, in den letzten Monaten hat sich die Gewalt in Berlin und Brandenburg laut Polizei aber zugespitzt. In den Bereichen Rauschgifthandel und Zuhälterei sowie in der Türsteherszene konkurrieren die Rockerbanden um viel Geld. (dpa)