Vier Gänge gegen Abschiebung

SOLIDARITÄT Ein Göttinger Schauspieler initiiert Benefiz-Veranstaltungen für die Opfer der niedersächsischen Flüchtlingspolitik

Diese Politik nütze niemandem, sagt Wätzold. Es gehe dem Minister „ums Drangsalieren“

Wie das Land Niedersachsen mit Flüchtlingen umspringe, sagt er, halte er nicht mehr aus: Deshalb hat der Göttinger Improvisationsschauspieler und Moderator Lars Wätzold jetzt die Veranstaltungsreihe „Benefiz für Schünemann-Opfer“ ins Leben gerufen. Er will damit die rigide Politik von Innenminister Uwe Schünemann (CDU) anprangern und Geld sammeln für Betroffene und ihre Unterstützer. Erste Aktion: ein Vier-Gänge-„Benefiz-Essen“ am 28. März. Zubereiten wird es unter anderem die Fernsehköchin Jacqeline Amirfallah, der Erlös geht an den Niedersächsischen Flüchtlingsrat.

„Zynisch und unmenschlich“ nennt Wätzold die derzeitige Abschiebepolitik in Niedersachsen: Das Innenministerium erteile den Ausländerbehörden Anweisungen, vorhandene Spielräume gegen Flüchtlinge auszunutzen. Der Tiefpunkt für war für Wätzold der Fall Sardi: Nichts habe Schünemann unversucht gelassen, um die seit 15 Jahren in Dransfeld bei Göttingen lebende algerische Familie aus dem Land zu bekommen.

Diese Politik aber bringe niemandem einen Nutzen, beklagt Wätzold. Es gehe dem Minister „ausschließlich ums Drangsalieren von Flüchtlingen“. Selbst langjährig Geduldete, in Deutschland geboren und aufgewachsen, würden nachts aus den Betten gerissen und abgeschoben in Länder, zu denen sie keinen Bezug hätten. „Die werden von Amts wegen gestalkt, das ist doch pathologisch“, so Wätzold. „Mich bringt das auf die Palme.“

Nachdem er seine Pläne für die Benefiz-Reihe vor einem Monat über die Lokalzeitung bekannt gemacht hatte, gingen Dutzende E-Mails bei dem Schauspieler ein. Allesamt hätten sich die Absender zustimmend geäußert, erzählt er. Schünemann habe da bislang keine Fürsprecher.

Mehrere Göttinger Initiativen und Einrichtungen wollen nun bei der Kampagne mitmachen. Ein örtlicher Tätowierer bot die Beteiligung an einer Benefiz-Tombola an. Ein Chor will Lieder gegen Schünemann singen, eine Samba-Band für Flüchtlinge trommeln.

Auch Wätzold selbst möchte weitere Aktionen auf den Weg bringen. Geplant, aber noch nicht fest terminiert sind etwa das Gospelkonzert einer Kirchengemeinde sowie eine Benefiz-Disco und eine Talk-Show. „Es soll möglichst viele kleine Veranstaltungen statt eines Mega-Events geben.“

Was genau beim Benefiz-Menu am kommenden Mittwoch aufgetischt wird, wird vorher nicht verraten. Nur so viel: Bei der Vorspeise handelt es sich um ein Gericht aus Thailand, der Zwischengang kommt aus der Balkan-Region, das Hauptgericht aus Algerien und zum Nachtisch gibt es Süßes aus Brasilien. Zwischen den Gängen werden die Gäste von Wätzold und Flüchtlingsrats-Geschäftsführer Kai Weber über die Schünemann’sche Flüchtlingspolitik informiert.  REIMAR PAUL

Mitessen kostet 39,50 Euro (inkl. Aperitif). Kurzfristige Anmeldung per Mail: restaurant@aul-nds.info