NSU mordete nicht in Niedersachsen

UNTERSUCHUNG Das Landeskriminalamt prüfte erneut 74 ungeklärte Mordfälle. In zunächst drei Fällen hatte sich weiterer Klärungsbedarf ergeben, es fand sich aber kein rechtsextremistischer Hintergrund

„Tötungsdelikte zum Nachteil von Migranten wurden geprüft“

FRANK RASCHE, INNENMINISTERIUM

Die Rechtsterroristen der Zwickauer Zelle sind nach Erkenntnissen des Landeskriminalamtes (LKA) nicht in bislang ungeklärte Mordfälle in Niedersachsen verwickelt gewesen. Das geht aus einer Untersuchung von 74 ungeklärten Fällen seit Mitte der 90er Jahre hervor, bei denen Migranten erschossen worden waren, wie das LKA gestern in Hannover mitteilte.

Bei drei Morden hatte das LKA den Verdacht, die Terrorgruppe „Nationalsozialistischer Untergrund“ (NSU) um Uwe Mundlos, Uwe Böhnhardt und Beate Zschäpe könnten involviert gewesen sein. „Diese Aktenrecherche ist mittlerweile abgeschlossen und hat keinerlei Hinweise auf einen rechtsextremistischen Tathintergrund ergeben“, sagt Götz von Behr, Sprecher des LKA, der taz.

Nach dem zufälligen Auffliegen des Trios aus Zwickau und ihren zehn Morden begann eine 30 Personen umfassende Ermittlungsgruppe in Hannover, nicht abgeschlossene Mordermittlungen erneut zu bearbeiten. „Tötungsdelikte zum Nachteil von Migranten, begangen mit Schusswaffen, ohne dominantes anderweitiges Motiv rückwirkend bis Ende der 90er Jahre wurden intensiv geprüft“, sagt Ministeriumssprecher Frank Rasche.

Bei den untersuchten Taten hatte sich zunächst in drei Fällen weiterer Klärungsbedarf ergeben. Eine Antwort des Innenministeriums auf eine Anfrage der Linkspartei im Landtag zu nicht aufgeklärten Mordfällen löste gestern so auch Irritationen aus: In der Antwort des Ministeriums vom 19. März 2012 heißt es, das LKA prüfe Fälle „hinsichtlich eines möglichen Zusammenhanges mit der sogenannten Zwickauer Terrorzelle“. Bei zwei Morden in Hannover, 1999 und 2003, sowie einem Mord in Hamburg-Harburg 2010 überprüft das LKA demnach „Zusammenhänge mit der NSU“. Diese LKA-Recherchen seien erst nach der Antwort des Ministeriums abgeschlossen gewesen, erklärt von Behr die unterschiedlichen Aussagen. ANDREAS SPEIT

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