: Wenn Einkaufen verdächtig macht
Müde Gestalten im Neonlicht schieben sich am Securitymann mit den dunklen Augenringen vorbei in den Lidl am Bahnhof Altona. Es ist Sonntag, und hier kaufen nur die Leute ein, die es unter der Woche wirklich nicht geschafft haben.
Das rote Leuchtzeichen der Kasse vier wird grün. Ein junger Mann im Jogginganzug ist schnell. Eine 18er Packung Bodenhaltungseier, fünf Packungen Proteinjoghurt, 500 Gramm Tiefkühlchickennuggets, eine Tube Ketchup, drei Energydrinks, gefrorene Erbsen und die zwei Tüten Erdnussflips legt er auf das Band und begrüßt den Kassierer mit Handschlag.
Lächelnd zieht dieser die kalten Nuggets über die piepende Kasse und erzählt stolz, dass es heute schon eine Verhaftung gab. „Einer mit Haftbefehl war gerade einkaufen“, der im Jogginganzug packt wenig überzeugt seinen Einkauf ein. Also setzt sein Kumpel noch einen drauf. „Die Bundespolizei hat ihn mitgenommen, ist direkt in den Knast gefahren.“
Hamburg-Altona
280.838 Einwohner*innen, war bis 1937 eine Kleinstadt vor den Toren Hamburgs. Heute ist es ein Szeneviertel, in dem Alnatura aber den Lidl noch nicht ganz abgelöst hat.
Behutsam legt der junge Mann seine 18 Eier auf die großteils gefrorene Fracht und schmunzelt: „Der Knecht! Wer mit Haftbefehl in diesem Rotzlidl an ’nem Sonntag einkaufen geht, gehört auch in den Knast!“ Fanny Schuster
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