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Archiv-Artikel

Dominikus Müller schaut sich in den Galerien von Berlin um

Sommerzeit ist Flautenzeit. Das gilt auch in den Berliner Galerien. Viele machen im August ganz zu und gönnen sich ein paar Wochen Urlaub. Andere bleiben. Und zeigen Gruppenausstellungen mit Kunst, die man noch im Lager hat. Diesen Eindruck zumindest vermittelt die momentane Ausstellung in der Galerie Nagel. Unter dem Titel „Malen ist Wahlen“ hängt man hier die Wände voll mit Malerei von Stefan Müller genauso wie von Merlin Carpenter, von Hans-Jörg Mayer oder Heimo Zobernig, um nur einige zu nennen. Am Boden liegt ein monströser Teppich von Lutz Braun, zwei Fenster wurden von Kalin Lindena mit verschiedenfarbigem Papier in geometrischen Formen zugekleistert und im Hinterraum finden sich Fotografien des Künstlerduos Clegg & Guttman. Gute Arbeiten sind dabei und nicht so gute. Gemischtwarenladen halt. Aber es ist ja Sommer. Da darf man das. Einen anderen Weg, die Sommerpause zu füllen, beschreitet Nagels ebenfalls aus Köln stammender Kollege Daniel Buchholz in seinen Berliner Räumen in der Fasanenstraße. Hier wird einfach knallhart weitergeklotzt. Josef Strau hat aus alten und neuen Arbeiten eine Art Selbstretrospektive oder besser -revision zusammengebastelt. Strau setzt dabei hauptsächlich auf die Kombination aus unglaublich dicht bedruckten Text-Postern und Malerei, die er in Grüppchen oder Paaren hängt. Manchmal finden sich auf der durchweg neuen Malerei Textfragmente der älteren Poster. Verschränkungen, Updates, Anschlüsse ans eigene Werk. Weiterarbeiten, sich abarbeiten, aufarbeiten – was hier verdächtig nach Psychoanalyse klingt, ist auch so gemeint. Hier dreht sich alles ganz bewusst, dafür aber bohrend und fragend um das eigene Werk, um die eigene Geschichte. Ja, so ist das. Die Kräfte des Unterbewussten stehen halt nie still. Auch im Sommer nicht.

■ „Malen ist Wahlen II. Die Quellen der postavantgardistischen Malerei“, bis 16. September. Di.–Sa. 11–18 Uhr, Galerie Christian Nagel, Weydinger Str. 2/4; Josef Strau, „The Oriental Therapies“, bis 12. September. Di.–Sa. 11–18 Uhr, Galerie Daniel Buchholz, Fasanenstr. 30