: So kann Frieden klappen
FRIEDENSDIENST Deutschland entdeckt die Außenpolitik neu: Der Zivile Friedensdienst feiert Jubiläum. Ministerin Wieczorek-Zeul: „Die kostengünstigste Sicherheitspolitik“
BERLIN taz | Es gibt Alternativen zu Militäreinsätzen in Krisengebieten. Lokale Friedensinitiativen zu stärken und den Aufbau unabhängiger Stimmen in der Zivilgesellschaft zu fördern, ist das Hauptziel des „Zivilen Friedensdienstes“ (ZFD), der heute in Berlin auf einer Pressekonferenz seinen 10. Geburtstag feiert.
Bundesentwicklungsministerin Heidemarie Wieczorek-Zeul (SPD), auf deren Initiative der ZFD 1999 unter Rot-Grün ins Leben gerufen wurde, sagte anlässlich des Jubiläums gegenüber der taz, der Zivile Friedensdienst sei „die kostengünstigste Sicherheitspolitik für Deutschland“. Seine Erfolge zeigten, „dass es mit geringen finanziellen Mitteln möglich ist, zu verhindern, dass aus kleinen Konflikte große werden“. Allerdings sei auch „völlig klar“, dass zivile Krisenprävention „die Frage des militärischen Einsatzes an bestimmten Punkten nicht ersetzen kann“.
Der Zivile Friedensdienst ist derzeit mit 185 „Friedensfachkräften“ in 45 Ländern im Einsatz; die Haushaltsmittel des Entwicklungsministeriums dafür wurden dieses Jahr um 58 Prozent auf 30 Millionen Euro erhöht.
Anlässlich der Wahlen in Afghanistan am morgigen Donnerstag fordert Wieczorek-Zeul in der taz eine weitere Verstärkung der zivilen Aufbaubemühungen Deutschlands in dem Land. „Das Wichtigste ist, die Zivilgesellschaft zu stärken und die staatlichen Strukturen für die Bürger und Bürgerinnen in Polizei und Justiz auszubauen, damit die Menschen spüren: wir sind sicher“, sagte sie.
Zivile Friedensarbeit wird derweil zunehmend riskant. Ebenfalls heute begeht die UNO erstmals den Welttag der Humanitären Hilfe, um an alle Helfer zu erinnern, die während ihres Einsatzes ihr Leben verloren haben. Der Tag erinnert an den verheerenden Anschlag auf das UN-Hauptquartier in Iraks Hauptstadt Bagdad am 19. August 2003, bei dem 22 Menschen starben, darunter hochrangige UN-Funktionäre. Nach UN-Angaben wurden allein im Jahr 2008 weltweit 260 Mitarbeiter von Hilfswerken während ihres Einsatzes getötet, entführt oder schwer verletzt – dreimal so viel wie vor zehn Jahren. Das Risiko, beim Einsatz zu sterben, sei für Helfer höher als für UN-Soldaten, so das UN-Kinderhilfswerk Unicef. Besonders gefährdet seien Helfer in Afghanistan, Kongo, Irak, Somalia, Sri Lanka und Sudan. D. J.
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