: Hoffnung für Q-Cells
UNTERNEHMEN Sachsen-Anhalt schließt nicht aus, dem insolventen Solarunternehmen zu helfen. Unterdessen meldet eine weitere Firma der Branche Probleme mit Kreditgebern
VON INGO ARZT
BERLIN taz | Eindeutig wollte sich Sachsen-Anhalts Ministerpräsident Reiner Haseloff (CDU) nicht äußern, eindeutig dementiert hat er Landeshilfen aber nicht: Sachsen-Anhalt will abwarten, mit welchen Plänen zur Rettung von Q-Cells der Insolvenzverwalter aufwartet. Deutschlands zweitgrößter Solarmodulhersteller hat wie angekündigt am gestrigen Dienstag seine Zahlungsunfähigkeit erklärt. „In der Vergangenheit habe ich als Wirtschaftsminister häufiger an Lösungen mitgearbeitet und gezeigt, wie sogar aus Insolvenzen heraus vernünftige und gute Perspektiven entwickelt werden können“, ließ Haseloff seinen Regierungssprecher mitteilen. Er schloss lediglich aus, dass das Land Schulden von Q-Cells direkt übernimmt.
In den vergangenen Wochen haben mehrere Solarunternehmen ihre Zahlungsunfähigkeit erklärt, neben den Modulbauern Q-Cells und Solon die Kraftwerksentwickler Solarhybrid und Solar Millennium. Jetzt verkündete auch der bayerische Entwickler von Solarkraftwerken Phoenix Solar, kaum mehr an Kredite zu kommen. Grüne und Linke geben der Bundesregierung eine Mitschuld an der Misere der Branche. „Statt auf die Krise einer Hochtechnologiebranche unterstützend zu reagieren, opfert sie die Zukunft der Solarindustrie und die der Beschäftigten dem Markt“, sagte Jan Korte, Bundestagsabgeordneter der Linken. Die Bundesgeschäftsführerin der Grünen, Steffi Lemke, warf der Bundesregierung vor, sie habe mit ihrer Solarkürzung und „ihrer Kahlschlagpolitik“ das Geschäfts- und Investitionsklima in der gesamten Solarbranche verschlechtert. Erst kürzlich hatte der Bundestag die Vergütung für Solarstrom um bis zu 40 Prozent gekürzt.
Unterdessen gibt es auch gute Nachrichten. Zwar ist Q-Cells mit seiner Umschuldung gescheitert. Das Unternehmen hatte im vergangenen Jahr einen Rekordverlust von 845 Millionen Euro gemacht, bei knapp über einer Milliarde Euro Umsatz. Seit Monaten versuchte das Management, seine Gläubiger zu überzeugen, auf eine Rückzahlung von Schulden zu verzichten, um im Gegenzug Anteile am Unternehmen zu erhalten. Kurz vor einer endgültigen Einigung machte ein Gerichtsurteil in einem ähnlichen Fall die Pläne in der vergangenen Woche zunichte. Ein anderes Unternehmen allerdings ist mit einem ähnlichen Plan vorerst gerettet: Der Hamburger Modulhersteller Conergy mit 750 Millionen Euro Umsatz im Jahr 2011 machte zwar einen Verlust von 162 Millionen Euro.
Dafür hatte er aber bereits im vergangenen Jahr seine Gläubiger überzeugt, auf einen Teil der Schulden zu verzichten oder im Gegenzug Unternehmensanteile zu erhalten. Die nächsten drei Jahre sei man nun finanziert, sagte eine Sprecherin. Auch die Borussen meldeten sich zu Wort: Der deutsche Fußballmeister bedauerte die Insolvenz von Q-Cells, einer der Sponsoren des BVB 09.