: UNO sucht in Darfur das Positive
Friedensgespräche und Geld für AU-Truppe im Westsudan versprochen. Aber die Lage der Menschen wird schlechter
BERLIN taz ■ Die UNO unternimmt einen neuen Anlauf, um für Darfur Frieden zu finden. UN-Generalsekretär Kofi Annan traf gestern zu Gesprächen über die Situation in der westsudanesischen Kriegsregion in Sudans Hauptstadt Khartum ein und will heute zum ersten Mal seit fast einem Jahr nach Darfur reisen. Am Donnerstag hatte er in Äthiopiens Hauptstadt Addis Abeba einer Geberkonferenz der Afrikanischen Union (AU) für Darfur beigewohnt, auf der AU-Generalsekretär Alpha Oumar Konaré eine neue Runde von Friedensgesprächen für Darfur ab 10. Juni in Nigeria ankündigte.
Auf der Konferenz warnte Annan, Darfur befände sich in einem „Wettlauf gegen die Zeit“. Wenn die Gewalt dort weiterginge, werde sich Hunger weiter ausbreiten und eine „Hilfsoperation epischen Ausmaßes“ müsste anlaufen. UN-Stellen warnen seit Monaten, die Not in Darfur wachse rapide. Von 2,2 Millionen Menschen Ende 2004 ist die Zahl der Hilfsbedürftigen bis jetzt bereits auf über 2,8 Millionen gewachsen. 1,6 Millionen davon werden tatsächlich mit Hilfe versorgt. Wegen der Massenvertreibungen der letzten Jahre werden nur noch 30 Prozent des landwirtschaftlich nutzbaren Landes in Darfur bebaut, so dass die Lebensmittelknappheit zunehmen wird, warnte dieser Tage das Internationale Rote Kreuz.
Auf der Geberkonferenz in Addis Abeba ging es aber nicht um Hilfe für Darfurs Zivilbevölkerung, sondern nur um Unterstützung für die Truppe der Afrikanischen Union. Aus den derzeit 2.270 AU-Soldaten in Darfur sollen bis September 7.700 werden, und eine weitere Aufstockung auf 12.300 ist in Vorbereitung und soll Anfang Juli beraten werden. Für die kleinere Option verlangte die AU 466 Millionen Dollar Finanzhilfe, für die größere 723 Millionen. Das ist mehr als die humanitäre Hilfe für Darfur im gleichen Zeitraum. Die Geber sagten rund 200 Millionen Dollar zu. Unter anderem werden die Nato und die EU logistische Hilfe bereitstellen und auf AU-Kommandoebene mitwirken.
Die „International Crisis Group“ (ICG) kritisierte sowohl die Zusagen als auch die AU-Pläne als ungenügend: 12.000 bis 15.000 Soldaten innerhalb der nächsten 60 Tage mit einem Mandat zum Eingreifen seien nötig, erklärte die Organisation. Die Rolle der AU-Truppe sei „so eingeschränkt, dass sie fast bedeutungslos ist“, so ICG-Präsident Gareth Evans. UN-Generalsekretär Kofi Annan hielt dem in Addis Abeba entgegen, in den Stationierungsgebieten der AU-Truppe gebe es weniger Angriffe auf Hilfsorganisationen. D.J.