Stupid White Consultants

Mit Michael-Moore-Methoden hat sich SWR-Chefreporter Thomas Leif dem Unternehmensberatermilieu genähert: „Gelesen, gelacht, gelocht“ (22.30 Uhr, SWR)

VON STEFFEN GRIMBERG

Der Unternehmensberater an sich ist ein scheues Reh: Zwar setzt sich diese Spezies im politischen Revier immer weiter durch, doch sich von den Medien kritische Fragen stellen lassen? Wenn’s um die eigenen Haut geht, orientiert man sich lieber am Modell Aldi – und steht für Auskünfte nicht zur Verfügung. Wobei es natürlich immer nur an Terminproblemen liegt – Aldi ist da ehrlicher. Doch BeraterInnen haben wirklich wenig Zeit, wie Autor Thomas Leif zeigt.

Das Dorf Jützenbach im thüringischen Eichsfeld will in Sachen „Gender Mainstreaming in der Dorferneuerung“ beraten sein. Kostenpunkt: 15.000 Euro, Erkenntnis: Die Leichenhalle hat „keine Gender-Relevanz“. Bei der Bundeswehr müssen die Damen und Herren in Anthrazit sogar selbst Hand anlegen: Sie managen die umstrittene Bundeswehr-Tochter gebb (Gesellschaft für Entwicklung, Beschaffung und Betrieb), die unter anderem beim Fuhrpark, der Bekleidung und den olivgrünen Immobilien vor allem für Entlastungen der öffentlichen Kassen sorgen soll – Kostenpunkt laut SWR: rund eine halbe Milliarde Euro. gebb sei als „gewisses Therapeutikum für den sklerösen Apparat“ nun mal nötig, sagt die SPD-Bundestagsabgeordnete Elke Kornhard. Dummerweise sieht der Bundesrechnungshof das ganz anders: In einem internen Bericht, der Grundlage der SWR-Recherche ist und über den auch die taz berichtete, werden diese und jede Menge anderer Beratungsprojekte für Regierung und Verwaltung als unnötig, überteuert und wirkungslos gebrandmarkt. Am Schluss siegt trotzdem die alte Beamtenweisheit: gelesen, gelacht, gelocht.

Der SWR nennt seinen Film ein „Experiment“, weil die Reporterfigur „dezidiert in die Dramaturgie der Recherche eingebaut wird“. Das, mit Verlaub, ist auch Beratersprech. Und der so fähige wie alles andere als uneitle SWR-Chefreporter Thomas Leif ein dankbares Opfer. Der Film versucht sich mal als „Sendung mit der Maus“ (halbwegs gelungen), baut Comic-Sequenzen mit ein (voll daneben) und stellt investigative Telefonate nach (was, bitte, soll das?).

Der Ansatz einer miterlebbaren Recherche an sich überzeugt aber. Hier könnte „gelesen, gelacht, gelocht“ auch ein gewisses Therapeutikum für den sklerösen Apparat der ARD-Politmagazine werden. Klarer Fall für ein ARD-internes Beratungsprojekt. Die Kosten trägt selbstverständlich der Gebührenzahler.