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Archiv-Artikel

Muskelkater unter den Füßen

Bei den World Games in Duisburg steht auch das Wasserski-Laufen auf dem Programm. Die Herforderin Svenja Hempelmann hofft dabei auf eine Medaille – im Barfuß-Wasserski

AUS DUISBURG ROLAND LEROI

Svenja Hempelmann schaut auf ihre Füße. 37,4 Zentimeter messen sie von den Zehnspitzen bis zur Ferse. „Andere sind besser ausgestattet, ich versuche das mit der richtigen Technik auszugleichen“, erzählt sie. Die 25-jährige Herforderin ist Deutsche Meisterin im Barfuß-Wasserski. In der Weltrangliste liegt sie auf dem fünften Platz. „Leichte Nachteile habe ich durch die Fußgröße schon“, sagt Hempelmann. Ihre Ziele sind dennoch wenig bescheiden: Bei den World Games, den Weltspielen der nicht-olympischen Sportarten, die vom 14. bis 24. Juli in Duisburg ausgetragen werden, will sie eine Medaille.

Beim Barfuß-Wasserski wird den Athleten eine Menge abverlangt. Ein Slalom-Parcours gehört ebenso zum Programm, wie Springen und Trickski. Über die Medaillenvergabe entscheidet das Gesamtergebnis. „Da geht es rasant zur Sache“, sagt Hempelmann, die das alles ohne Ski macht. Sie rauscht, vom Boot gezogen, auf nackten Füßen über das Wasser.

Mit dem eigentlichen Wasserski habe sie nichts zu schaffen. „Zwei völlig unterschiedliche Disziplinen“, seien das, sagt die hauptberufliche Polizei-Kommissarin. „Beim Barfuß-Wasserski ist schon die Geschwindigkeit eine andere. Wenn wir nicht mindestens 65 Stundenkilometer schnell sind, trägt uns das Wasser nicht und wir gehen unter“, erklärt sie. Gestartet werde deshalb aus einer liegenden Position, mit zunehmenden Tempo gehen die Sportler in die Hocke und richten sich auf. Viel Zeit haben die Athleten im Wettbewerb nicht. Während beim Slalom binnen 30 Sekunden möglichst viele Wellen gekreuzt werden müssen und das einhändige Fahren Zusatzpunkte bringt, gilt der Trickski als Königsdisziplin. „Schnelle freihändige Mehrfach-Drehungen mit dem Fuß in der Schlaufe gehören zum Standardprogramm. Wer in die Medaillenränge will, sollte aber auch gewagte Saltos drauf haben“, erklärt Hempelmann.

Ihre Spezialdisziplin ist das Springen über eine 40 cm hohe Schanze. 12,7 Meter ist ihr Bestwert, der vor einem Jahr bei der WM in Australien zur Bronze-Medaille reichte. Dabei bevorzugt Hempelmann nur den klassischen Sprungstil und fährt aufrecht über die Schanze. „Die Besten der Welt springen wie Superman mit dem Kopf nach vorne und fliegen dann regelrecht über das Wasser“, schwärmt sie. Im Männerbereich sei das auf internationaler Ebene Standard. „Bei den Damen gibt es nicht so viele, die das können“, sagt die Herforderin und verweist auf die Südafrikanerin Nadina de Villiers: „Die hat das drauf und hält den Weltrekord.“ 20,60 Meter.

Bereits bei den letzten World Games im japanischen Akita räumte de Villiers 2001 die Goldmedaille ab, Hempelmann wurde Vierte. Ob diesmal mehr drin ist, will sie nicht prognostizieren. „Schwierig, meine Hauptkonkurrentinnen kommen aus den USA, Australien und Südafrika. Die haben besseres Wetter und somit optimale Trainingsmöglichkeiten“, erklärt die nationale Meisterin, die maximal im Sommer auf der Weser üben kann. Die Trainingsbedingungen in Deutschland seien für ihren Randsport nicht optimal und einen Auslandsaufenthalt lässt ihr Job bei der Herforder Polizei gerade nicht zu.

Deshalb versucht Hempelmann das Beste aus der Situation zu machen und übt so lange, bis sie Muskelkater unter den Fußsohlen hat. „Wenn ich aus dem Wasser komme, kann ich manchmal nicht mehr auftreten“, sagt sie schmunzelnd. Für die World Games nimmt sie derlei Strapazen aber gerne hin. „Bei internationalen Großereignissen ist die Stimmung prima, die WM in Australien verfolgten täglich über 3.000 Zuschauer“, erinnert sich Hempelmann. Ganz so viele werden es in Duisburg wohl nicht sein. Wichtiger als eine Medaille ist für sie der olympische Geist: „Dabei sein ist alles. Hauptsache, ich habe Spaß.“ Die Fußgröße ist dann ohnehin nicht von Bedeutung.